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News: Gefahr für die Prärie

Eine Langzeitstudie an Blauem Grama-Gras, einer wichtigen Nahrungsquelle für grasende Tiere in den Prärien Colorados, hat gezeigt, daß die globale Erwärmung ein Ökosystem destabilisieren kann - indem es eingewanderten Pflanzen einen Vorteil vor einheimischen Pflanzen einräumt.
Im Norden Colorados befindet sich die Shortgrass Steppe LTER, das Forschungsareal des Long Term Ecological Research (LTER) der National Science Foundation. Rich Alward, Jim Detling und Dan Milchunas von der Colorado State University untersuchen dort, wie sich Klimaveränderungen auf das Ökosystem auswirken. Ihre neueste Studie erschien am 11. Dezember 1998 in Science.

"Die Forschungsergebnisse zeigen deutlich die feinen aber durchdringenden Konsequenzen der globalen Erwärmung", sagt Scott Collins, der Begründer des LTER-Netzwerks. "Wir sehen die keineswegs harmlosen Folgen dieser subtilen Veränderungen auf die biologische Vielfalt des Graslands. So wie im Durchschnitt die niedrigen Temperaturen immer mehr ansteigen, so dehnt sich die Wachstumsphase immer weiter aus." Denn kürzliche Untersuchungen zur Klimaveränderung lassen vermuten, daß die Temperaturen im globalen Minimum, das heißt im Mittelwert der jährlichen nächtlichen Tiefsttemperaturen, doppelt so stark ansteigen werden wie die Temperaturen im globalen Maximum, also dem Mittelwert der jährlichen Höchsttemperaturen bei Tag.

In den Graslandschaften Colorados bevorzugt eine lange Wachstumsphase in erster Linie solche Pflanzen, die bei kühlerem Wetter gut gedeihen. Meist sind es Wildkräuter und nicht-einheimische Gräser, die schnell sprießen, nachdem das Tauwetter eingesetzt und der Winter sich verabschiedet hat. Die an kurze Wachstumsperioden angepaßten Pflanzen können den Raum und die Wasserresourcen ausnutzen, bevor die Gräser mit langer Vegetationsphase ernsthaft zu wachsen beginnen.

Eines dieser einheimischen Gräser mit langer Wachstumsphase ist Bouteloua gracilis, das Blue Grama-Gras. Es ist sowohl für Weidevieh als auch für das Wild dieser Region eine wichtige Nahrungsquelle. Beim Auswerten unzähliger Daten zu lokalem Pflanzenwachstum und Klima, sahen die Forscher eine Verbindung zwischen dem Ansteigen der Temperatur und dem Wachstumsrückgang von Blue Grama. "Pro Anstieg von einem Grad Celsius im Mittelwert der Temperaturen ging das Blue Grama-Wachstum um ein Drittel zurück", sagt Detling. "Einige dieser Pflanzen mit kurzer Vegetationsperiode könnten diesen Wandel ausnutzen und so eventuell Blue Grama aus dem Ökosystem der Steppe ausbooten."

Obwohl das Blue Grama Gras fast 90 Prozent der Kurzgrassteppe bedeckt, kann sein Verlust ernsthafte Auswirkungen auf die Festigkeit des Ökosystems haben. Blue Grama ist ideal an das Grasland angepaßt, durch seine Fähigkeit lange Dürreperioden und konstantes Abgrasen zu überleben. Wenn es also von Pflanzen mit kurzen Wachstumsphasen verdrängt wird, ist es fraglich, ob sie unter denselben Bedingungen überleben werden, meint Detling. Die Anstiege in der Wachstumsphase können letztendlich das Ökosystem der Kurzgrassteppe destabilisieren, was womöglich im Verlust von wichtigem Weideland endet. Zusammen mit dem Wachstumsanstieg von nicht-einheimischen Pflanzen, kann die Änderung des Klimas auch zu einem Anstieg der Populationen von Schädlingen führen, was dann die Balance des Ökosystems noch mehr durcheinanderbringen würde.

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