Direkt zum Inhalt

News: Glanz der Glasur

In der Renaissance hatten die Kunsthandwerker Umbriens einen guten Stand, schließlich waren ihre prachtvoll glasierten Gefäße überall in Europa gefragt. Ihr einzigartiges Irisieren und Changieren verdanken die Keramiken vor allem geladenen Metallionen und Nanopartikeln.
Glanz der Glasur
Schon 1557 hat der italienische Gelehrte Cipriano Piccolpasso (1524-1579) in seinem Werk I tre libri dell'Arte del Vasaio die Kunst des Glasierens beschrieben und wie auf diese Weise profane Gebrauchskeramiken magisch zu irisieren und schillern beginnen. Zu diesem Zweck hatten die Töpfer Umbriens einst etwa Kupfer- und Silbersalze mit Essig vermengt und zusammen mit Ocker und Ton auf die Oberfläche einer Keramik geschmiert, um das ganze sodann auf raffinierte Art und Weise und unter Sauerstoffabschluss zu brennen.

Die Produkte aus der Gegend um Deruta waren schließlich von so einzigartiger Schönheit, dass die Gefäße bald in ganz Europa gefragt waren. Und heute wird in den Hightech-Labors der Nanotechnologie kaum jemand wissen, dass manche Rezepte zur Oberflächenveredelung auf eben jenen Cipriano Piccolpasso zurückgehen, der - wenngleich unbewusst - bereits die Wirkung von Nanopartikeln zu nutzen wusste.

Forscher von der Università di Padova hatten diese fünf bis 100 Nanometer kleinen Kupfer- und Silberpartikel erst kürzlich entdeckt. Sie entstehen beim Brennen, wenn sich die in der Paste gelösten Metallionen in gediegenes Metall umwandeln. Die Eigenfarbe dieser Nanopartikel spielt kaum eine Rolle, entscheidend ist vielmehr, dass sie das einfallende Licht streuen oder in ganz unterschiedlichen Wellenlängen reflektieren. Deshalb sind die umbrischen Keramiken der Renaissance für ihr einzigartiges Irisieren und Changieren berühmt.

Doch neben diesen Nanopartikeln spielen auch Ionen in diesen Glasuren eine wichtige Rolle. So fanden Wissenschaftler um Sara Padovani von der Università di Padova in den tiefroten Glasuren geladene Cu+-Teilchen, während in den goldenen Glasuren die zweiwertige Form des Kupfer, das Cu2+, dominierte. Vermutlich, so die Forscher, ändern die Kupfer-Ionen die Brechungs- und Lichtleitungseigenschaften der glasigen Matrix und verstärken auf diese Weise den Glanz der Glasur - eine reichlich nüchterne Erklärung für ein Farbenspiel, das den Kunsthandwerkern Umbriens im Zeitalter der ausgehenden Alchemie magische Kräfte verlieh.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.