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Spermidin: Parmesan als Jungbrunnen?

Der natürliche Nahrungsmittelbestandteil Spermidin verbessert die Herzfunktion von alten Nagern. Forscher hoffen auf ähnliche Wirkungen beim Menschen.
Parmesan mit Käsemesser

Hartkäse, Getreide, Bohnen – diese Lebensmittel sind möglicherweise gut fürs Herz. Denn der in ihnen angereicherte Stoff Spermidin scheint einigen altersbedingten Veränderungen entgegenzuwirken. Das beobachteten Forscher um Tobias Eisenberg von der Karl-Franzens-Universität Graz zumindest bei Mäusen und Ratten.

Für die Untersuchungen mischte das Team männlichen Versuchstieren hohe Mengen an Spermidin ins Trinkwasser. Bei so behandelten Mäusen mittleren Alters fielen altersbedingte Herzwandverdickungen und Versteifungen des Herzmuskels geringer aus. Für Herzinfarkt anfällige Ratten zeigten neben verbesserter Herzfunktion auch vorübergehend niedrigere Blutdruckwerte. Die Wissenschaftler lassen offen, ob der Stoff bei weiblichen Nagern ähnlich wirkt. Sie schreiben jedoch, dass sowohl männliche als auch weibliche Mäuse nach längerer Spermidinbehandlung im Schnitt 10 Prozent länger leben.

An Spermidin als Antiaging-Wirkstoff sind die Forscher schon seit geraumer Zeit interessiert: Bereits 2009 veröffentlichten sie eine Studie zur lebensverlängernden Wirkung des Stoffes in einfachen Organismen wie Taufliegen oder Fadenwürmern. Ob die Forscher damit, wie Erstautor Tobias Eisenberg schon damals formulierte, den "heiligen Gral der Altersforschung" entdeckt haben, bleibt jedoch noch abzuwarten. Die Liste der Anwärter auf diesen Titel ist lang; unter ihnen der Immunsystemhemmstoff Rapamycin, das Diabetesmedikament Metformin und das im Rotwein enthaltene Resveratrol. Metformin ist der erste dieser Stoffe, der gezielt auf eine lebensverlängernde Wirkung beim Menschen untersucht wird. Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat einer entsprechenden klinischen Studie vergangenes Jahr zugestimmt.

Ob ältere Menschen von erhöhter Spermidinzufuhr profitieren, will das Team um Tobias Eisenberg weiter untersuchen. Daten aus einer Populationsstudie, die Essensgewohnheiten von mehr als 800 älteren Probanden analysierte, stimmen sie hoffnungsvoll: Studienteilnehmer, die vermehrt spermidinhaltige Lebensmittel aßen, litten im fortgeschrittenen Alter weniger häufig an Herzproblemen. Diese Daten verraten jedoch nicht, ob dies durch ihre Spermidinzufuhr oder durch andere, möglicherweise unabhängige Faktoren zu Stande kommt.

Eine Vermarktung des Stoffes steht dennoch bereits in den Startlöchern: Einige Mitglieder des Teams haben dieses Jahr eine Firma gegründet, die natürliche Lebensmittelextrakte zum Verkauf entwickeln will.

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