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Rätselhafter Himmelskörper: Tabbys Stern verdunkelt sich wieder

Kometen, Dunkelwolken, Außerirdische - keine Theorie kann das Verhalten des einzigartigen Sterns erklären. Während Fachleute noch rätseln, beginnt er wieder zu flackern.
Mehrere grob untertassenförmige Objekte vor einem bläulichen, grob sternförmigen Objekt

Neue Aktivität beim mysteriösesten veränderlichen Stern am Himmel: Seit dem 19. Mai verliert Tabbys Stern, in den Katalogen unter der Nummer KIC 8462852 verzeichnet, wieder an Helligkeit. Seitdem richten Fachleute weltweit wieder ihre Teleskope auf den etwa 1500 Lichtjahre entfernten Himmelskörper im Sternbild Schwan. Berühmt geworden ist Tabbys Stern durch seine starken und unregelmäßigen Helligkeitsschwankungen, die sich bisher einer Erklärung entziehen. Die Astronomin Tabetha Boyajian entdeckte das kuriose Verhalten des nach ihr benannten Objekts 2015 – in den Jahren zuvor war dessen Helligkeit binnen Kurzem mehrfach um bis zu ein Fünftel abgesackt und wieder angestiegen.

Relativ schnell waren sich Boyajian und ihr Team sicher, dass "normale" unregelmäßige Sternenaktivität nicht die Ursache der Schwankungen sein konnte. Irgendetwas, so ihre Schlussfolgerung, umkreist den Stern und verdeckt ihn in unregelmäßigen Abständen. Hauptverdächtige sind Staubwolken, Kometentrümmer oder ähnliche natürliche Objekte. Doch die müssten angesichts der Ausmaße von KIC 8462852 – der Stern ist etwa anderthalbfach größer als die Sonne – unwahrscheinlich groß sein.

Auf jeden Fall scheint es sich um ein extrem seltenes Ereignis zu handeln, Tabbys Stern ist der einzige seiner Art, obwohl Bedeckungsveränderliche dank der Suche nach Exoplaneten heute nahezu täglich gefunden werden. Entsprechend exotisch sind einige der Vorschläge, die als Erklärung für sein Verhalten herangezogen werden. Er habe gerade einen seiner Planeten geschluckt, vermuten einige Fachleute; andere schlugen als Ursache eine Art Phasenübergang, eine vorbeiziehende Staubscheibe eines Neutronensterns oder gar außerirdische Technik vor. Eine Lauschkampagne mit dem Green-Bank-Teleskop brachte jedoch keinen direkten Hinweis auf intelligentes Leben.

Als am wahrscheinlichsten gilt derzeit eine eher prosaische Erklärung. Demnach liege eine interstellare Molekülwolke zwischen uns und dem Stern, die in ihrem Inneren recht stark strukturiert ist. Dafür spricht immerhin, dass der Stern in den letzten 100 Jahren insgesamt deutlich an Helligkeit verloren hat. Das würde bedeuten, dass die seltsame Lichtkurve des Sterns einfach sehr dichte Staubklumpen in einer kleinen Wolke darstellt, die durch Zufall gerade während der Kepler-Beobachtungen in die Sichtlinie geraten ist. So richtig glücklich ist aber auch mit dieser Erklärung niemand. "Ich glaube, es ist sehr wahrscheinlich, dass wir die korrekte Erklärung noch nicht gehört haben", lässt sich der Astronom Jason Wright, Hauptautor eines Übersichtsartikels über alle Hypothesen, auf der Website Space.com zitieren.

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