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KIC 8462852: 'Tabbys Stern' wird immer mysteriöser

Seine sporadische Verdunklung ließ ernsthafte Forscher bereits über außerirdische Bautätigkeiten spekulieren. Neue Messungen zeigen: Tabbys Stern ist sogar noch rätselhafter.
Kometen und andere Himmelskörper können einen Stern kurzzeitig verdunkeln, wie in dieser künstlerischen Darstellung.

Drei Seltsamkeiten auf einmal? Das geht nun wirklich nicht. Doch genau das ist es, was Astronomen rund um den Stern KIC 8462852 im Sternbild Schwan beobachten.

Der 1500 Lichtjahre entfernte Himmelskörper ist besser bekannt unter dem Namen "Tabby's Star" (oder "Tabbys Stern"), benannt nach Tabetha Boyajian von der Yale University, die entdeckte, dass ihr Stern in den vergangenen Jahren immer wieder drastisch seine Helligkeit verringerte – um bis zu 22 Prozent in einem Fall. Auf dieses bislang einzigartige Phänomen können sich Astronomen nach wie vor keinen Reim machen. Wissenschaftler haben sogar ernsthaft darüber spekuliert, ob nicht eine Megastruktur außerirdischer Bauherren die Befunde am besten erklärt.

Als wahrscheinlicher gilt, dass kollidierende Kometen eine große Staubwolke hervorriefen, doch auch diese Erklärung überzeugt nicht alle Fachleute. Nun liefern Analysen von Aufnahmen des Weltraumteleskops Kepler erneut unerklärliche Befunde. Demnach nahm die Helligkeit des Sterns während der ersten drei Jahre der Kepler-Mission um ein Prozent ab, dann kam es zu einem weiteren Rückgang um zwei Prozent innerhalb von nur sechs Monaten, auf die eine Stabilisierung der Helligkeit folgte.

Die Auswertung wollen die Autoren Josh Simon von der Carnegie Institution und Ben Montet vom California Institute of Technology in "The Astrophysical Journal" veröffentlichen. Ihr Vergleich mit 500 anderen Sternen, die von Kepler beobachtet wurden, ergab, dass kein anderes Objekt dasselbe Verhalten zeigte, lediglich bei einigen wenigen Kepler-Sternen ließ sich eine schwache Abnahme der Helligkeit feststellen. "[Tabbys Stern] war schon wegen seiner sporadischen Verdunklungsepisoden absolut einzigartig. Jetzt sehen wir, dass er noch weitere Eigenschaften hat, die genauso merkwürdig sind", sagt Simon.

Das Maß voll machen die Erkenntnisse von Bradley Schaefer von der Louisiana State University in Baton Rouge. Der Astronom hat die Helligkeit von Tabbys Stern auf alten Fotoplatten von 1890 bis 1989 untersucht und dabei eine weitere Abnahme festgestellt: Insgesamt soll es zu einem Rückgang um 14 Prozent gekommen sein. Allerdings sind Schaefers Ergebnisse nicht unumstritten. Die Helligkeit der Sterne auf den Aufnahmen könnte auch durch Änderungen in der Aufnahmetechnik bedingt sein.

Die neuen Erkenntnisse lassen KIC 8462852 in noch seltsamerem Licht erscheinen, könnten aber auch – so die Hoffnung der Forscher – zur Aufklärung des Rätsels beitragen. Die zweiprozentige Verdunklung in sechs Monaten lässt sich mit einer Kollision zweier Planeten in Verbindung bringen, erklären die Wissenschaftler. Doch warum sollte dann der Stern bereits in den Monaten davor an Helligkeit verlieren? Gute Antworten sind bei Tabbys Stern nach wie vor Mangelware.

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