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Paläontologie: Trafen unsere Vorfahren noch auf Säbelzahnkatzen?

Säbelzahnkatzen regen unsere Fantasie an: mit ihren langen, dolchartigen Zähnen, den kräftigen Pranken und der feisten Statur. Lebten sie hier länger als gedacht?
Säbelzahnkatzen beeindrucken durch ihr Gebiss

Bis vor 12 000 Jahren jagten Säbelzahnkatzen durch die nordamerikanische Prärie: Die ersten Menschen auf dem Kontinent haben sie sicher noch gesehen – und wurden von ihnen vielleicht sogar gejagt, bevor die Tiere ausstarben. In Mitteleuropa soll Homo sapiens dagegen nicht mehr mit dieser Raubkatzenfamilie um Beute konkurriert haben – das bislang jüngste Fossil stammt aus einer Zeit vor etwa 300 000 Jahren und damit lange vor der Ankunft der modernen Menschen in der Region. Ein neuer Fund kippt diese Zeittafel jedoch völlig um, wie Johanna Paijmans von der Universität Potsdam und ihre Kollegen in "Current Biology" schreiben. Sie hatten ein Fossil aus der Gattung Homotherium aus der Nordsee vor den Niederlanden untersucht und datiert, das tatsächlich erst 28 000 Jahre alt ist. Um jegliche Zweifel an diesem überraschenden Ergebnis zu zerstreuen, hatten die Forscher sechs unabhängige Radiokarbondatierungen vornehmen lassen.

Kiefer von Homotherium | Diesen Kiefer entdeckten Paläontologen in einer Sandbank rund 80 Kilometer vor der niederländischen Nordseeküste.

Damit hätten die Raubkatzen mehr als 200 000 Jahre länger überlebt, als Paläontologen bisher dachten. Und darum müsse die Geschichte von Homotherium in Europa umgeschrieben werden, so Paijmans. Unklar ist allerdings, ob es sich dabei um Nachkommen des gleichen Bestands handelt, der Jahrhunderttausende vorher hier gelebt hatte – oder ob Europa nach dem zeitweiligen Aussterben erneut von asiatischen oder nordamerikanischen Tieren wiederbesiedelt wurde. Letztere hätten dann über die während der Eiszeiten zeitweilig vorhandene Landbrücke in der heutigen Bering-Straße und Sibirien zuwandern müssen. Und ebenfalls im Dunkeln liegt noch die Antwort auf die Fragen, ob Homotherium damals Homo sapiens gejagt hat und ob unsere Vorfahren etwas mit seinem Aussterben zu tun hatten.

Die raren Fossilfunde legen nahe, dass die Art entweder spärlich vorkam oder die Knochen nur selten erhalten blieben. Ursprünglich wollten Paijmans und Co allerdings die DNA der Tiere studieren, um deren Verwandtschaftslinien und Ursprung aufzuklären. Diese Daten zeigen, dass sich die beiden Säbelzahnkatzenlinien Smilodon und Homotherium vor etwa 20 Millionen Jahren aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt und vor 18 Millionen Jahren getrennt haben. "Sie sind damit weiter voneinander entfernt als heute der Tiger von der Hauskatze", sagt Paijmans.

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