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Psychoonkologie: Tumoren fördern Schwermut

Zellwucherungen können auf biochemischem Weg Depressionen verstärken.
Krebspatienten werden oft depressiv – kaum verwunderlich, denn sowohl die Diagnose als auch die folgende Chemotherapie belasten die Psyche schwer. Wie nun Forscher der University of Chicago bei Tests an Ratten herausfanden, kann aber schon die Zellwucherung selbst Stimmungstiefs fördern.

Dazu untersuchten Leah Pyter und ihre Kollegen an Brustkrebs erkrankte Nager, deren Verhalten stark an das depressiver Menschen erinnerte: Die Tiere wurden zunehmend inaktiv und verloren den Appetit, setzte man sie in ein Wasserbecken, zeigten sie nur wenig Interesse, die rettende Plattform zu finden. Als die Forscher die krebskranken Ratten genauer untersuchten, fanden sie erhöhte Zytokin-Werte. Diese vom Immunsystem hergestellten Proteine stärken die Widerstandskraft des Organismus und werden im Körper auch bei viralen Infekten vermehrt ausgeschüttet. Wie frühere Studien gezeigt haben, geht ein Überschuss an Zytokinen bei Nagern wie auch beim Menschen mit Anzeichen einer Depression einher.

Zugleich produzierten die kranken Ratten geringere Mengen des Stresshormons Corticosteron. Es reguliert normalerweise die Wirkung der Zytokine – ein niedriger Corticosteron-Pegel vergrößert also deren Einfluss und verstärkt so vermutlich noch die Niedergeschlagenheit. Tumoren beeinflussten also die Verfügbarkeit von gleich zwei Substanzen, die für erhöhte Depressivität von Krebspatienten mitverantwortlich seien könnten, so Pyter. (sc)


Pyter, L. et al.: Peripheral Tumors Induce Depressive-like Behaviors and Cytokine Production and Alter Hypothalamic-pituitary-adrenal Axis Regulation. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0811949106, 2009.

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