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Krim: Ungewöhnlicher Sturm zerstört russische Befestigungen

Mit Orkanstärke zog der Sturm »Bettina« über das Schwarze Meer - hohe Wellen zerstörten laut Berichten russische Küstenbefestigungen auf der Krim. Seine Zugbahn macht den Sturm ungewöhnlich.
Welle trifft die Kaimauer und erzeugt einen Gischtkamm.
Das Schwarze Meer ist zwar ein Binnenmeer, aber keineswegs ruhig. Eine Welle trifft die Kaimauer am Hafen von Jalta während eines Wintersturms.

Monsterwellen im Ferienort, überschwemmte Schützengräben auf der Krim: Spektakuläre Bilder und Videos zeigen die Wucht des Sturms »Bettina«, der am Wochenende über dem Schwarzen Meer wütete. Bereits in den letzten Tagen hatte das von der Adria nach Osten ziehende Tiefdruckgebiet Schnee und starken Wind nach Griechenland und auf den Balkan gebracht; vor der Insel Lesbos sank ein Frachter, zwölf Besatzungsmitglieder gelten als vermisst. Doch über dem Schwarzen Meer nahm der Sturm noch einmal an Kraft zu. An der Westküste der Krim erreichte er laut Berichten eine Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometer pro Stunde – Windstärke 12 auf der Beaufort-Skala und so stark wie ein Hurrikan der Kategorie 1. Bis zu zehn Meter hohe Wellen trafen die Küsten rund um das Binnenmeer.

Der Sturm war vermutlich der stärkste in der Region seit Jahrzehnten. Im Jahr 2007 zum Beispiel sanken bei einem schweren Sturm in der Kerch-Straße östlich der Krim mehrere Schiffe, ein Tanker brach auseinander – allerdings erreichte der Wind lediglich rund 90 Kilometer pro Stunde. Dass der Sturm Bettina so viel heftiger war, liegt an der kalten Luft, die über Zentraleuropa nach Süden strömt. Sie trifft auf die noch sehr warmen Luftmassen über dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer, und der Temperaturgegensatz lieferte dem Sturm Energie. Verstärkt haben diesen Gegensatz zwischen warm und kalt die Temperaturen des östlichen Mittelmeers und Schwarzen Meers – die Wasseroberfläche ist dort rund drei Grad Celsius wärmer als normal.

Mit seiner Zugbahn direkt nach Norden ist Bettina für europäische Stürme ungewöhnlich: Normalerweise bewegen sich Tiefdruckgebiete mit der Westwinddrift vom Atlantik Richtung Osten. Damit solche als Schwarzmeertiefs bezeichneten Stürme über Südosteuropa direkt Richtung Skandinavien ziehen können, müssen besondere Bedingungen erfüllt sein. Über Mitteleuropa muss ein Höhentrog liegen, ein Bereich von Kaltluft, der von einer nach Süden reichenden Schleife des Jetstreams umströmt wird. Über Russland dagegen muss ein Hochdruckgebiet liegen. Und der Höhentrog muss sich ungewöhnlich weit nach Südosten erstrecken.

Dann nämlich bildet der Jetstream über der Schwarzmeerregion eine genau nach Norden reichende Schneise, die ein vom Mittelmeer heranziehendes Tief einfangen und Richtung Finnland schicken kann. Wegen dieser ungewöhnlichen Zugbahn führen solche Tiefs an ihrer Ostseite sehr warme Luft vom Mittelmeer nach Norden, während an ihrer Westseite kalte Luft aus Nordrussland nach Süden strömt. Auf Grund dieser starken Gegensätze gelten solche als Schwarzmeertiefs bezeichneten Wettersysteme als schwer vorherzusagen. Das ist auch für uns interessant, denn »Bettina« führt in den nächsten Tagen weiter Luft aus den Weiten Russlands nach Mitteleuropa – und was das für uns heißt, zeigen die Wettermodelle inzwischen immer deutlicher: Es wird kalt und es gibt bald Schnee.

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