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News: Unspektakuläres Ende

Die meisten massereichen Sterne beenden ihr Leben mit einem spektakulären Finale. Doch bei Sternen ganz besonders großer Masse ist eine solche Supernova wohl eher ein Flop.
Cygnus X-1
Wenn es gilt, die letzten Momente im Leben eines Riesensterns zu beschreiben, gerät der Journalist leicht ins superlative Schwärmen. Von apokalyptischen Explosionen ist dann die Rede, zerfetzenden Riesensternen und vom grandios grellen Licht, das wochenlang ganze Galaxien zu überstrahlen vermag.

Auch im Folgenden geht es um eine Supernova, allerdings eher um eine Art Rohrkrepierer, der statt mit kosmischem Spektakel nur mit einem gedämpften Pfffft losging. Jedenfalls vermuten das Félix Mirabel und Irapuan Rodrigues von der Commissariat a l'Energie Atomique in Saclay, nachdem sie entdeckten, dass das 140 000 Lichtjahre von uns entfernte Doppelsystem Cygnus X-1 ungewöhnlich langsam ist und nur mit schlappen neun Kilometern pro Sekunde durchs All dümpelt.

Normalerweise liegt die Reisegeschwindigkeit solcher Doppelsysteme, in denen ein normaler Stern permanent Materie verliert und auf diese Weise seinen Partner, das Schwarze Loch, verrät, bei weit über 100 Kilometern pro Sekunde. Der Grund: Explodiert einer der beiden Sterne, beschleunigt er sich und seinen Partner - ganz ähnlich wie bei einem losgelassenen Luftballon.

Und noch etwas: Das System Cygnus X-1 gehört zu einer ganzen Gruppe von Sternen, die sich alle im gleichen Schritttempo in die gleiche Richtung bewegen. Hätte es in Cygnus X-1 eine Supernova gegeben, wäre das Doppelsystem also nicht nur schneller, sondern sicherlich auch etwas aus der Bahn geworfen worden.

Natürlich ist auch das Schwarze Loch Cygnus X-1 das Ergebnis einer Supernova, doch war der ursprüngliche Stern schlicht so massereich, dass die Explosion im Inneren des Sterns nicht durch die mächtigen Außenhüllen dringen konnte. Die Berechnungen ergaben, dass in dem Stern vor seinem Tod 40-, vielleicht auch 100-mal die Masse unserer Sonne gebunden war.

Als sein Brennstoff zur Neige ging und der Sternenkern unter der Last seiner schweren Elemente kollabierte, reichte die dabei freigesetzte Schockwelle nicht, die mächtige äußere Sternenhülle ins All zu schleudern - so wie es bei masseärmeren Sternen der Fall ist.

Den größten Teil verlor das Schwarze Loch wohl auf unspektakuläre Art und Weise durch heftige Sternenwinde. Die zehn übrig gebliebenen Sonnenmassen verpufften schließlich still und leise zu dem Schwarzen Loch. Während der Supernova wurde demnach allenfalls noch das Äquivalent einer Sonnenmasse ins All geschleudert - kosmisch gesehen sind das Peanuts.

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