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Paläontologie: Urvogel doch kein "Doppeldecker"

Microraptor gui
Vögel gibt es in tausenden Arten, und sie alle haben zwei Flügel. Groß war deshalb die Überraschung, als 2002 ein versteinerter Urvogel zu Tage kam, der auch an den Hinterbeinen Federn trug. Wie sie eingesetzt wurden ist seither eine große Streitfrage. Biologen um David Alexander von der University of Kansas in Lawrence glauben nun die endgültige Antwort gefunden zu haben. Durch Flugtests mit Kunststoffmodellen in verschiedenen Körperhaltungen zeigten sie, dass Microraptor gui nur stabil in der Luft lag, wenn er alle vier Extremitäten als Flügel von sich streckte.

Andere Forscher hatten bezweifelt, dass der Urvogel zu einer solchen Verrenkung in der Lage war. Vielmehr habe er seine Beine unter dem Körper angewinkelt und deren zur Seite abgespreizte Federn lediglich als Stabilisatoren genutzt. Wie Alexander und seine Kollegen nun ermittelten, hätte dann der Kopf jedoch unrealistisch schwer sein müssen, damit der Vogel sich im Gleichgewicht halten konnte. Auch die Anordnung der Knochen und Muskeln von M. gui spricht nach Ansicht der Forscher eindeutig dafür, dass das Tier beim Flug sein Gewicht gleichmäßig auf alle vier befiederten Gliedmaßen verteilte.

© University of Kansas
Flugtest mit Modell von M. gui
Die vierflüglige Kunststoffnachbildung von Microraptor gui erweist sich als stabiler Gleiter.
Wie die Versuche ergaben, hat das allerdings auch Nachteile. So erzeugen die zwei zusätzlichen Flügelspitzen mehr Luftwirbel und erhöhen damit den Gleitwiderstand. Zudem sind sie ausgesprochen hinderlich beim Manövrieren. Die zusätzlichen Schwingen erhöhen also lediglich die Stabilität des Gleitflugs. Das spricht dafür, dass die Vögel anfangs reine Gleiter waren, die nur von Bäumen starten konnten. Die Hinterflügel bildeten dabei eine evolutionäre Übergangslösung, die später verlorenging, vermuten die Forscher.

Ralf Strobel

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