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News: Verschmutzung in ungeahnten Höhen

Ein klarer blauer Himmel über schneebedeckten Berggipfeln gilt als Synonym für gesundes Leben und Reinheit fern jeder Umweltverschmutzung. Die Wirklichkeit allerdings sieht anders aus: Wissenschaftler entdeckten, daß anscheinend gerade Bergregionen überdurchschnittlich hoch mit industriellen und landwirtschaftlichen Schadstoffe belastet sind.

Fische aus Seen in den kanadischen Rocky Mountains enthalten oft hohe Konzentrationen von Organochlorverbindungen. Hierzu zählen viele giftige Industriestoffe, Pestizide und flammenhemmende Materialien. Einige dieser Verbindungen erlangten bereits traurige Berühmtheit als mögliche 'Hormonstörer', die für die 'Feminisierung' von Männchen vieler Tierarten verantwortlich gemacht – möglicherweise auch des Menschen.

Organochlorverbindungen finden sich überall – sogar in den anscheinend unberührten Polarregionen. In den abgelegensten Gebieten tauchen sie in überraschend hohen Konzentrationen auf, da sie bei Wärme leicht verdampfen und dann in der Atmosphäre über große Entfernungen hinweg transportiert werden können. In hohen Breitengraden, wenn die Temperaturen niedriger werden, kondensieren sie und fallen mit Regen oder Schnee wieder zu Boden. Auch in großen Höhen ist es kalt – daher ist wahrscheinlich, daß der gleiche Prozeß auch hier abläuft. Bisher jedoch wurde die Verschmutzung von hochgelegenen Bergregionen mit Organochlorverbindungen noch nicht dokumentiert.

Jetzt untersuchten David W. Schindler von der University of Alberta und seine Kollegen Schnee aus den Rocky Mountains. Sie fanden hohe Konzentrationen an schwerflüchtigen Organochlorverbindungen in Bergschnee aus dem Westen Kanadas. Je größer die Höhe war, aus welcher der Schnee stammte, desto mehr der Schadstoffe enthielt er. Die untersuchte Region umfaßte Höhen von 770 bis 3 100 Metern. Im Verlauf dieses Aufstiegs erhöhten sich die Konzentrationen der verschiedenen Chemikalien um mehr als das Zehn- bis Hundertfache (Nature vom 8. Oktober 1998).

Die weniger flüchtigen Verbindungen, die bei Wärme länger flüssig bleiben und schon bei relativ geringer Kälte wieder kondensieren, kamen in den höchsten Lagen etwa zehnmal konzentrierter vor, da in diesen Höhen etwa zehnmal mehr Schnee fällt als in den tiefergelegenen Versuchsflächen. Die leichtflüchtigen Verbindungen allerdings, die sich leicht in den Gaszustand überführen lassen, gelangen in größeren Mengen in die Atmosphäre. Zusätzlich benötigen diese Substanzen sehr niedrige Temperaturen, um wieder in die flüssige Phase zurückzukehren, die dann zu Boden fallen kann. Diese kalte Kondensation führt dazu, daß leichtflüchtige Organochlorverbindungen im Schnee der kältesten, am höchsten gelegenen Gipfeln in Konzentrationen auftreten, die hundertmal höher liegen als die in Proben aus niedrigeren Gebieten.

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