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Lernen: Was Schulnoten über die Zukunft verraten

Lernen lohnt sich? Ja, aber nur für den weiteren Bildungsweg. Für andere Lebensbereiche gilt: Es gibt Wichtigeres als Noten.
Schülerin bekommt eine Klausur zurück und guckt wenig begeistert
Wegen einer schlechten Note sollte sich niemand die Laune verderben lassen. (Symbolbild)

Gute Schulnoten öffnen die Tore zu höherer Bildung – vor allem für Jugendliche mit schlechteren Startbedingungen. An der schulischen Leistung im Alter von 16 Jahren lässt sich aber nur wenig über die Entwicklung in anderen Lebensbereichen ablesen. Das hat eine Langzeitstudie an rund 6500 Britinnen und Briten der Jahrgänge 1994 bis 1996 ergeben, veröffentlicht in der Fachzeitschrift »Developmental Psychology«.

Wie die Forscherinnen um Alexandra Starr von der University of York schildern, hatten sie zunächst zum Ende der Schulpflicht die Durchschnittsnoten der Jugendlichen in Englisch, Mathe und Naturwissenschaften erhoben. Als die Befragten im Mittel rund 23 Jahre alt waren, gaben sie erneut Auskunft, unter anderem über Bildungsabschlüsse, Beruf, Einkommen, Wohlbefinden und Probleme wie Alkoholkonsum.

Wie erwartet spielte das Elternhaus eine wichtige Rolle: je besser Bildungsniveau, Beruf und Einkommen ihrer Eltern, desto besser die Noten der 16-Jährigen – und je besser ihre Noten, desto besser auch ihr Bildungsstatus mit 23. Das galt bei Jungen wie Mädchen gleichermaßen, aber ganz besonders für Jugendliche aus benachteiligten Familien. Denn bei schlechten Noten hatten sie mit 23 einen niedrigeren Bildungsstatus erreicht als Kinder mit ebenso schlechten Noten aus bessergestellten Familien. Bei guten Noten war das Elternhaus für den weiteren Bildungserfolg nicht wichtig. »Für Jugendliche aus benachteiligten Familien könnte schulischer Erfolg der Schlüssel sein, um Nachteile ihrer Herkunft auszugleichen«, schlussfolgern die Forscherinnen.

Deutlich schwächer waren die Zusammenhänge in anderen Lebensbereichen. Aus den Noten mit 16 ließen sich rund 20 Prozent der Unterschiede im Bildungsabschluss erklären, aber nur zwei Prozent der Unterschiede im Einkommen und ein Prozent im Wohlbefinden. Über etwaige Ängste und den Alkoholkonsum der jungen Erwachsenen verrieten ihre alten Schulnoten gar nichts.

In späteren Jahren könne sich das noch ändern, spekulieren die Autorinnen. Zum Beispiel entwickeln sich Einkommensunterschiede erst im weiteren Verlauf des Berufslebens. Die vorliegenden Befunde sprechen jedoch nicht, wie von den Forscherinnen behauptet, für die weit reichende Bedeutung von Schulnoten. Sie zeigen eher das Gegenteil: wie wenig diese Noten in jungen Jahren bedeuten.

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