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»Kleine Auszeiten im Alltag«: Stundenlang auf die Parkbank?

Den Aufruf des britischen Autors zum aktiven Nichtstun kann man am besten gleich auf sein Buch anwenden: einfach nicht lesen.
Frau liest ein Buch auf der Couch

Tom Hodgkinson, Schriftsteller und Gründer des britischen Magazins »The Idler« (von englisch »to idle« für faulenzen) ist ein selbsternannter Müßiggänger – und diese »vergessene Kunst« möchte er weitergeben. Deshalb hat er verschiedene Tätigkeiten zusammengetragen, die ihm zu Entspannung und Freude verhelfen.

In Ruhe sitzen, stehen, liegen, laufen, denken, auf Dinge starren, Pausen machen, sich den Tag freinehmen: Bei vielem, das dem Autor wertvoll erscheint, geht es ums Abschalten und Nichtstun. Andere Tipps, etwa dass man das Smartphone und die sozialen Medien meiden sollte, dürften den Allermeisten bereits bekannt sein.

Die Ratschläge Hodkinsons sind zwar nachvollziehbar, aber für viele Menschen weder umsetzbar noch erstrebenswert. Mal fünf Minuten auf einer Parkbank sitzen, das geht sicher noch. Aber dem Autor zufolge müsse man das deutlich länger machen, damit es etwas bringt. Zusammengenommen benötigt man für die »kleinen« Auszeiten, bei denen er konkrete Zeitangaben macht, pro Tag etwa vier bis fünf Stunden. Dazu kommen zeitintensive Aufgaben wie die Versorgung eines Haustiers, der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad und das Lesen zahlreicher Bücher. Das klingt doch mehr nach Freizeitstress als nach einem entspannteren Alltag, denn irgendwo müsste das bisherige Leben mit Arbeit, Kindern und Verpflichtungen ja auch noch reinpassen.

Insgesamt beschreibt das Buch die extreme Sicht eines extremen Müßiggängers und ist für viele Menschen vermutlich ungeeignet. Davon abgesehen wissen wohl die meisten, dass sie sich mehr Pausen nehmen sollten, schaffen es aber im hektischen Alltag nicht. Insofern sind die Vorschläge wenig hilfreich.

Richtig ärgerlich sind allerdings die Verweise auf eigene Angebote. In den »Untätigkeitspunkten«, wie Hodgkinson die Aufgaben am Ende jedes Kapitels nennt, ruft er dazu auf, Kurse in der von ihm gegründeten Idler Academy zu belegen oder Inhalte auf der dazugehörigen Website nachzulesen. Es ist ja durchaus schön, wenn jemand von der eigenen Arbeit überzeugt ist, aber so fühlt sich das Buch einfach als Werbung für den selbsternannten »Idler« und seine Angebote an.

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