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Liberia: Ebola lässt sich nicht eindämmen

Liberia braucht mindestens 4800 zusätzliche Krankenbetten. Ansonsten könnten die Opferzahlen bis Mitte Dezember sechsstellig werden.
Ebolaviren

Die liberianische Provinz Montserrado mit der Hauptstadt Monrovia gilt als eines der Epizentren der gegenwärtigen Ebolaepidemie – in einem ohnehin damit geplagten Land. Doch die Situation könnte sich in den nächsten Wochen noch drastisch verschärfen, wenn die internationale Hilfe nicht rasch und umfangreich ausgeweitet wird, warnen Mediziner um Alison Galvani von der Yale School of Public Health: Die bisher zugesagten Hilfslieferungen reichten demnach bei Weitem nicht aus, um die Seuche einzudämmen. Mindestens 4800 zusätzliche Krankenhausbetten, eine um das Fünffache beschleunigte Diagnostik und die Verteilung von Schutzanzügen für die Krankenpflege zu Hause seien ab dem 31. Oktober nötig, so die Forscher. Ansonsten drohen allein in Montserrado bis Mitte Dezember mehr als 170 000 Infektionen mit Ebola mit mehr als 90 000 Toten – nur ein Viertel davon würde offiziell erfasst.

Das schließen Galvani und Co aus epidemiologischen Modellen, mit denen die Ausbreitung des Virus untersucht wird. Gegenwärtig schätzen die Mediziner die Reproduktionszahl des Ebolavirus in Montserrado auf den Wert 2,49. Das heißt, jeder Ebolakranke steckt im Mittel 2,49 Mitmenschen an: Mit jeder nachfolgenden, epidemiologischen so genannten Generation nimmt die Zahl der Infizierten um 150 Prozent zu, solange die Reproduktionszahl nicht gesenkt wird. Nur eine rasch und umfangreich ausgeweitete medizinische Versorgung kann dieser Entwicklung gegensteuern: Sollten die von Galvani und Co geforderten Gegenmaßnahmen unverzüglich ergriffen werden, ließen sich womöglich rund 100 000 Neuerkrankungen verhindern. Laut liberianischem Gesundheitsministerium standen Mitte Oktober nur 620 der 2930 geplanten zusätzlichen Betten zur Verfügung. Jede weitere Verzögerung erhöhe dagegen nicht nur die Gesamtzahl der Opfer, sondern auch das Risiko einer weiteren Ausbreitung. "Während sich das Virus in Virengeschwindigkeit ausbreitet, erfolgen die Gegenmaßnahmen nur innerhalb eines bürokratischen Zeitrahmens", schließen die Mediziner – mit verheerenden Folgen für die Menschen vor Ort.

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