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Invasive Arten: Mit Judas-Schlangen gegen gefräßige Tigerpythons

Eingeschleppte Tigerpythons sind eine Gefahr für Floridas Tierwelt. Nun sollen paarungswillige Männchen im Kampf gegen die Riesenschlangen helfen.
Tigerpythons bilden eine Gefahr für Floridas einheimische Tierwelt
Tigerpythons wurden von verantwortungslosen Haltern in Florida freigesetzt und entkamen massenhaft aus einem Tierhandel nach einem Hurrikan - zum Leidwesen von Ökologen.

Tigerpythons gehören zu den größten Schlangen der Erde – und stellen ein zunehmendes Problem für die Natur Floridas dar: Die ursprünglich aus Südostasien stammenden Reptilien breiten sich im US-Bundesstaat zügig aus und fressen sich an die Spitze der Nahrungskette; selbst Alligatoren fallen ihnen immer wieder zum Opfer. Die Art wird deshalb intensiv bejagt. Um vor allem die Weibchen zu bekommen, setzen Ökologen inzwischen auch auf Judas-Schlangen, wie Melissa Miller von University of Florida in Davie und ihr Team in »Neobiota« berichten: Eingefangene Männchen werden mit Sendern versehen, wieder ausgesetzt und sollen die Jäger zu den Weibchen führen.

Gleichzeitig wollen die Biologinnen und Biologen mehr über die Lebensweise der Riesenschlangen herausfinden, die trotz ihrer teils beachtlichen Größe relativ heimlich leben. »Unsere Studie verknüpft Pythonökologie mit ihrer Entfernung aus dem Ökosystem«, sagt Miller.

Da sich Pythons zur Paarungszeit in größeren Gruppen versammeln, die aus mehreren männlichen Anwärtern bestehen, welche von einem Weibchen über spezifische Sexualhormone angelockt werden, kann das Aufspüren der Männchen die Zahl der entfernten Schlangen erhöhen. Die besenderten Männchen helfen den Wissenschaftlern zudem, weibliche Pythons zu lokalisieren: Diese legen bis zu 100 Eier, so dass ihr Fang die Zahl der potenziellen Nachkommen nachhaltig verringert. Die gesammelten Daten zur Fortpflanzung und der Überlebensrate der Männchen helfen wiederum, die Anzahl der Pythons in den Everglades besser zu schätzen. Vorerst haben Miller und Co acht Tigerpythons mit Sendern freigesetzt. Bei einem Erfolg des Projekts könnte diese Maßnahme deutlich ausgeweitet werden.

Erste Exemplare der Art wurden Ende der 1970er Jahre beobachtet, seit der Jahrtausendwende breiten sie sich jedoch explosionsartig aus. Geholfen hat den Schlangen dabei wohl auch eine Blutauffrischung durch Hurrikan »Andrew« 1992: Der Sturm hatte damals eine große Zoohandlung zerstört, wodurch zahlreiche Pythons entkamen. Lag ihr Verbreitungsschwerpunkt lange vor allem in den Everglades und benachbarten Regionen, tauchen seit einigen Jahren immer mehr Sichtmeldungen weiter nordwestlich in Richtung des so genannten Panhandle der Halbinsel auf – für die Wildtierbiologen der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission ein sicherer Hinweis darauf, dass sich die Art regional weiter ausbreitet.

In Gebieten, wo die Pythons bereits lange etabliert sind, beobachten Biologen einen drastischen Rückgang bei vielen Vogel- und Säugetierarten, bisweilen brechen deren Bestände um bis zu 99 Prozent ein. Neben direkten Nachstellungen ist für viele Beutegreifer auch die direkte Konkurrenz durch die Schlangen problematisch, die ab einer bestimmten Größe keine Fressfeinde mehr fürchten müssen. Um die Ausbreitung der Pythons zumindest zu verlangsamen, dürfen sie intensiv und mit fast allen Mitteln bejagt werden.

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