Direkt zum Inhalt

News: Neue Hoffnung für Solarzellen?

Das Handycap der Solarzellen ist trotz relativ aufwendiger Produktionsverfahren nach wie vor der niedrige Wirkungsgrad. Mit speziellen Halbleitern, meinen aber nun einige Forscher, ließe sich der Wirkungsgrad um bis zu 25 Prozent steigern. Hierbei werden Stickstoffatome in die Zwischenräume eines GaInAs- Kristalls eingelagert, wodurch die Lichtausbeute deutlich steigt. Die Technik ist zwar noch nicht völlig ausgereift, aber die laufenden Experimente wecken neue Hoffnungen.
In Solarzellen wird in einem Halbleiterkristall Strom durch einen photoelektrischen Prozeß erzeugt. Halbleiter unterscheiden sich von Isolatoren nur durch eine niedrigere Bandlücke zwischen den Energieniveaus der Elektronen. Unter normalen Bedingungen sind Halbleiter, wie Silicium oder Galliumarsenid, nicht leitend. Wird jedoch ihren Elektronen Energie zugeführt, etwa durch Licht oder Wärme, werden die Elektronen in höher liegende Energieniveaus angehobent. Nur Elektronen im höchsten Niveau, dem sogenannten Leitungsband, können zum Stromfluß beitragen. In Halbleitern ist der Energieunterschied vom höchsten gebundenden Zustand, dem Valenzband, zum Leitungsband so gering, daß er durch geringe Energiezufuhr von außen überwunden werden kann.

Bei Solarzellen erfolgt diese Energiezufuhr durch die Sonnenstrahlen. Die Photonen regen die Elektronen der Halbleiterzelle an und heben sie in das Leitungsband. Folgt eine andere Halbleiterschicht mit energetisch niedrigerem Leitungsband, wandern die erzeugten Elektronen in die angrenzende Schicht. Auf diese Weise wird durch die angeregten Elektronen ein Strom erzeugt, der schließlich genutzt werden kann.

Das Sonnenlicht besteht aus einem kontinuierlichen Spektrum von Photonen verschiedener Energie. Um ein Elektron anzuregen, muß die Energie des einfallenden Photons jedoch mindestens der Bandlücke bis zum Leitungsband entsprechen. Optimal wird der Effekt, wenn die Photonenenergie etwa gleich groß wie die Bandlücke ist. Da in einem gewöhnlichen Halbleiter die Bandlücke einen festen Wert hat, konnte bislang nur ein kleiner Teil des Sonnenlichts effektiv zur Stromerzeugung genutzt werden. Der Wirkungsgrad typischer Siliciumzellen lag daher bei zehn bis 16 Prozent. Indem verschiedene Halbleiter mit unterschiedlichen Bandlücken in einer Solarzelle übereinander gelegt wurden, konnte der Wirkungsgrad immerhin auf gut 30 Prozent verdoppelt werden. Allerdings sind die Kosten für Tandemzellen so hoch, daß sie im allgemeinen nur in der Weltraum- und Satellitentechnik eingesetzt werden. Neue Hoffnung bietet jedoch ein Verfahren, mit dem eine Forschergruppe um Wladek Walukiewicz des Lawrence Berkeley National Laboratories zusammen mit ihren Kollegen vom National Renewable Energy Laboratory in einem einzigem Halbleiterkristall Bandlücken verschiedener Höhe erzeugt. Diese – als dritte Schicht zu der bekannten Tandemzelle zugefügt – könnte den Wirkungsgrad einer Solarzelle auf immerhin 40 Prozent steigern.

Normalerweise erweitern Verschmutzungen in Form kleiner Atome, die sich in die Lücken eines Halbleiterkristalls einlagern, die Bandlücke. Stickstoff, das als N2 das stabilste bekannte Molekül bildet, scheint in einer GalliumIndiumArsenid-Legierung (GaInAs) seine eigene Bandlücke auszuprägen. Das Leitungsband eines solchen Kristalls spaltet dann in zwei diskrete Bänder auf, eines etwas höher als das des unverschmutzten Kristalls und ein zusätzliches, das deutlich niedriger liegt. Der Wirkungsgrad einer Tandemzelle könnte so besonders durch das niedrig liegende Stickstoff-Band deutlich verbessert werden.

Die Technik ist allerdings noch nicht ausgereift. Die durch das Sonnenlicht erzeugten Leitungselektronen scheinen wesentlich leichter wieder mit den Ionenrümpfen im Kristall zu rekombinieren. Die zusätzliche Bandlücke reduziert also bislang die Leitungsfähigkeit und somit auch wieder die Effizienz der Solarzelle.

Wenig Trost spenden den vom Photovoltaic Materials Project gesponsorten Wissenschaftlern die neuen Möglichkeiten, die das verschmutzte GaInAs anderen Bereichen der Halbleitertechnologie bietet. Um die Effizienz der Solarzellen real zu steigern, bedarf es noch einiger Forschung. Die Wissenschaftler aus Berkeley hoffen darauf, daß höhere Dosen von Stickstoff oder die Verwendung anderer Atome wie Bor möglicherweise doch noch zum Ziel führen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.