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Elektroauto im Weltall: Stürzt Elon Musks Tesla auf die Erde?

Der SpaceX-Chef hat seinen roten Sportwagen in Richtung Mars geschossen. Nun geistert das Gefährt durchs Weltall. Wo wird es landen?
Der »Starman« vor der Erdsichel

In ferner Zukunft könnte den Nachfahren der Menschheit ein Tesla auf den Kopf fallen. Das ist das recht gewagte Fazit dreier kanadischer Astronomen, welche die Bahn des Sportwagens am Computer simuliert haben und die Ergebnisse nun in einem Online-Aufsatz vorstellen. Demnach beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Kollision zwischen Auto und Erde binnen der nächsten 20 Millionen Jahre 50 Prozent.

Der rote Sportwagen fliegt seit vergangener Woche durchs Sonnensystem. Gestartet hatte ihn eine Falcon-Heavy-Rakete der Firma SpaceX. Chef des Unternehmens ist Elon Musk, der zugleich auch dem Elektroautobauer Tesla vorsteht. Der Werbegag, beim Erstflug von SpaceXs neuer Schwerlastrakete ein Elektroauto ins All zu schießen, hatte weltweit für großes Aufsehen gesorgt.

Sechs Prozent Kollisionswahrscheinlichkeit

Musk hatte hierbei bewusst eine Bahn gewählt, die den Wagen tief ins Sonnensystem bringt: Der Tesla wird gemeinsam mit Oberstufe der "Falcon Heavy" auf einer elliptischen Trajektorie um die Sonne fliegen, dabei fast den Asteroidengürtel erreichen und sich auch immer wieder den Bahnen von Erde und Mars nähern. Bisher ist unklar, wie groß die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenstoß mit einem dieser Himmelskörper langfristig ist.

Das Team um Hanno Rein von der University of Toronto at Scarborough hat nun einen Computer mögliche zukünftige Bahnen des Sportwagens berechnen lassen. Zunächst spielten die Wissenschaftler 48 leicht verschiedene Tesla-Bahnen im Lauf der kommenden 1000 Jahre durch. Dabei habe man keine Kollisionen zwischen dem roten Sportwagen und der Erde beobachtet, auch wenn der Flitzer unserem Heimatplaneten im Jahr 2088 näher als die Mondumlaufbahn kam, berichten die Forscher.

Bahn-Chaos ruiniert alle Rechnungen

Danach simulierten die Astrophysiker die nächsten 3,5 Millionen Jahre für 240 plausible Tesla-Orbits. Dabei zeigte sich, dass Begegnungen mit der Erde nach und nach seltener werden, dafür nähert sich das Auto häufiger der Venus an. Die meisten der Durchläufe der Software zeigten keine Kollision von Tesla und Erde. Binnen der nächsten Million Jahre betrage die Wahrscheinlichkeit hierfür lediglich sechs Prozent, so die Forscher.

Erst langfristig steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Begegnung in den Weiten des Alls. Nach 20 Millionen Jahren ende etwa die Hälfte der Bahnen auf der Erde, so die Studie. Auch ein Zusammenstoß mit der Venus ist demnach denkbar. Insgesamt dürfte das Schicksal des roten E-Mobils unter anderem davon abhängen, ob es früher oder später in den Sog des Jupiters gerät und so über den Asteroidengürtel hinausgeschleudert wird. In diesem Fall würde die Bahn des Teslas noch deutlich elliptischer und wohl früher oder später in die Sonne führen.

Fachleute schauen jedoch skeptisch auf die Studie von Rein und Kollegen: Derartige Langzeitsimulationen gelten als wenig aussagekräftig, da das System chaotisch ist – selbst kleine Änderungen in den Startbedingungen können zu völlig anderen Ergebnissen führen. Schon die erste Begegnung zwischen dem Fahrzeug und dem Erde-Mond-System führt zu völlig unvorhersehbaren Bahnänderungen.

Tatsächlich schreiben die Autoren in der Studie selbst, dass es quasi unmöglich ist, jenseits des nahen Erdvorbeiflugs im Jahr 2088 eine genaue Langzeitprognose zu treffen. Wieso sie sich dennoch zu einer Veröffentlichung entschieden haben, bleibt fürs Erste ein Geheimnis.

Update: In der ursprünglichen Fassung des Textes hieß es, der Tesla werde sich im Jahr 2091 der Erde nähern. Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass dieser Vorbeiflug bereits 2088 stattfinden wird.

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