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Übergewicht: Wenn das Gehirn schwerer satt zu kriegen ist

Das Gehirn von Normalgewichtigen sorgt ab einer bestimmten Nährstoffzufuhr für gute Stimmung. Im Hirnscanner zeigt sich nun: Bei Übergewichtigen kommt das Signal viel später.
Nächtlicher Heißhunger auf Donuts
Wenn der Belohnungseffekt ausbleibt, geht auch der Hunger nicht weg. Eine Studie zeigt, dass solche Anpassungen im Gehirn bei einer Diät nicht verschwinden.

Sobald der Körper energiereiche Kost verdaut, sendet er Signale an bestimmte Hirnareale und schüttet Dopamin aus – ein Hormon, das eine wichtige Rolle in den Regelkreisen von Motivation und Belohnung spielt. Gleichzeitig lässt die Aktivität in einem Hirnareal nach, das uns zur Nahrungsaufnahme motiviert. Ein Team um Mireille Serlie vom Universitätsklinikum Amsterdam zeigt nun jedoch, dass adipöse Menschen durch Nahrungsaufnahme in der Regel weniger stark stimuliert werden als Normalgewichtige. Das wirke sich auf das Essverhalten aus: Um auf das gleiche Maß an Belohnung zu kommen, müssten die Betroffenen mehr Nährstoffe zu sich nehmen.

Die Studie im Fachmagazin »Nature Metabolism« bestätigt damit die verbreitete Annahme, dass das Gehirn von Menschen mit Adipositas langfristige Anpassungen vorgenommen hat, die sich auf die Aktivität des Belohnungssystems auswirken. Wie Mireille Serlie in einer Pressemitteilung erklärt, seien diese Anpassungen zudem sehr widerstandsfähig gegenüber Veränderungen wie zum Beispiel einer Diät. Laut der Forscherin liefere das einen zusätzlichen Erklärungsansatz für den berüchtigten Jo-Jo-Effekt, durch den man nach einer erfolgreichen Gewichtsabnahme wieder zunimmt.

In Normalfall wirken sich auch Geschmack und Vorlieben sowie die Verarbeitung der Speise in Mund und Magen auf das Belohnungssystem aus. In ihrer aktuellen Studie klammerten die Fachleute diese Effekte jedoch aus, indem sie ihren Versuchsteilnehmern eine fett- oder zuckerreiche Lösung direkt in den Verdauungstrakt spritzten. Dann beobachteten sie mit Hilfe von Hirnscannern, wie das Gehirn der 30 normalgewichtigen und der 30 fettleibigen Personen reagiert. Hier zeigte sich erwartungsgemäß bei denjenigen mit Adipositas eine geringere Hirnaktivität und während der Fettaufnahme auch eine verringerte Dopaminausschüttung.

In einem zweiten Testlauf, nachdem die adipösen Testpersonen zwölf Wochen lang eine Diät gemacht hatten, wiederholten die Forschenden die Messungen. Obwohl die Probanden und Probandinnen etwa zehn Prozent ihres Gewichts verloren hatten, blieben die neuronale Aktivität und der Dopaminausstoß unverändert. Dieses Ergebnis bestätigt die These, dass die Gewohnheiten im Gehirn eine nachhaltig wirksame Diät erschweren.

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