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Brasilien: Riesenfaultierknochen legen frühe Anwesenheit des Menschen nahe

Womöglich kamen Menschen bereits lange vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit auf den Doppelkontinent. Das lesen Fachleute aus knöchernen Fundstücken aus Brasilien.
Knochen aus Santa Elina
Die kleinen Knochen wurden von Menschen mit einem Loch versehen, so dass sie als Anhänger an einer Schnur getragen werden konnten. Diese und weitere Funde belegen nach Ansicht des Ausgräberteams: Im Felsüberhang von Santa Elina lebten bereits sehr früh Menschen.

Ein Forscherteam hat weitere Belege dafür gefunden, dass Menschen bereits sehr viel früher nach Amerika gelangt sein könnten, als lange für möglich gehalten wurde. Die Funde aus dem heutigen Brasilien, bei denen es sich nach Meinung des Entdeckerteams um knöcherne Schmuckstücke handelt, stammen aus den Jahrtausenden um den Höhepunkt der letzten Eiszeit. Das hieße, dass bereits vor weit mehr als 20 000 Jahren der Mensch das Innere Südamerikas bewohnte.

Das Team um Thais Rabito Pansani und Mírian Pacheco von der Universidade Federal de São Carlos in São Paulo beschreibt seine Ergebnisse im Fachmagazin »Proceedings of the Royal Society B«. Die drei Knochen stammen aus der Haut ausgestorbener Riesenfaultiere der Art Glossotherium phoenesis und wurden offenbar von Menschen durchlocht und poliert. Abnutzungsspuren deuten darauf hin, dass die Knöchelchen als Anhänger getragen wurden.

Entdeckt wurden sie im Felsüberhang von Santa Elina im Bundesstaat Mato Grosso zusammen mit weiteren Hinterlassenschaften von Menschen, wie zum Beispiel einer großen Menge von Steinwerkzeugen. Die drei Knochen tauchten in der untersten Schicht auf, die von den Fachleuten auf ein Alter zwischen 28 700 und 26 500 Jahren datiert wurde.

Der Zeitablauf der menschlichen Besiedlung Amerikas ist noch immer ein hochumstrittenes Forschungsgebiet. Dass Deutung und/oder Datierung von Funden wie denen aus Santa Elina von Fachkollegen immer wieder in Zweifel gezogen werden, hat einen einfachen Grund. Während der letzten Eiszeit blockierten dicke Eisschilde den Landweg durch das heutige Kanada. Wissenschaftler gingen darum jahrzehntelang davon aus, dass erst vor ungefähr 15 000 Jahren eine menschliche Besiedlung erfolgte. Damals öffnete sich ein Korridor, der Siedlern, die aus Asien über die trockengefallene Beringstraße kamen, den Weg in die heutigen USA und darüber hinaus ermöglichte. Diese Besiedlungswelle ist durch Funde gut dokumentiert.

Knochen aus der Haut | Die Illustration zeigt, wie man sich das Entnehmen der Knochen aus dem Riesenfaultier vorstellen kann. Anatomisch gesehen entsprechen die Plättchen den evolutionären Überbleibseln eines Panzers. Riesenfaultiere gehören wie beispielsweise auch die Riesengürteltiere zur eiszeitlichen »Megafauna«.

Inzwischen mehren sich aber, vor allem im Süden des Doppelkontinents, die Spuren einer viel früheren Phase der Besiedlung, die möglicherweise auch auf dem Seeweg entlang der Pazifikküste erfolgte. Im Jahr 2020 veröffentlichten Fachleute im Journal »Nature« beispielsweise eine Studie zu Funden aus Mexiko. In einer Höhle waren die Hinterlassenschaften menschlicher Bewohner und bearbeitete Steinwerkzeuge zum Vorschein gekommen. Der Datierung zufolge begannen Menschen vor zirka 33 000 Jahren die Höhle aufzusuchen. Diese wiederkehrende Nutzung brach nur während des Höhepunkts der letzten Eiszeit ab.

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