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Eiszeitliche Spuren: Fußabdrücke beweisen frühe Besiedlung Amerikas

Über Jahrhunderte hinweg sind Menschen an einem Fluss in Nordamerika entlanggelaufen. Ihre Fußspuren beweisen, dass sie während der Eiszeit längst auf dem Kontinent lebten.
Fußabdrücke früher Amerikaner

Forscher untersuchen seit Langem, wann der moderne Mensch den amerikanischen Kontinent besiedelt hat – und schieben den Zeitpunkt seitdem nach und nach immer weiter zurück in die Vergangenheit. Zuletzt haben Funde darauf hingedeutet, dass Menschen bereits vor 30 000 Jahren in Mittelamerika lebten.

Damit war eigentlich schon eine Grenze gefallen, die vor einigen Jahren als unüberwindbar galt: Die Beringsee war damals noch nicht zu einer Landbrücke geworden, weil der Höhepunkt der letzten Eiszeit, das Last Glacial Maximum (LGM), erst vor rund 26 000 Jahren einsetzte, woraufhin der Meeresspiegel zwischen Alaska und Sibirien zu sinken begann. Die ersten amerikanischen Siedler aus Asien haben sich verschiedene Theorien zufolge entweder mit Booten an der Küste entlang von Alaska nach Süden gearbeitet oder sind vielleicht über einen zeitweise eisfreien Korridor im Binnenland gekommen.

Nun wird die frühe Besiedlung durch einen weiteren, noch exakter datierbaren Fund unterstrichen: Ein Forscherteam entdeckte im US-Bundesstaat New Mexico Fußspuren von Menschen, die vor 21 000 bis 23 000 Jahren über amerikanischen Boden gelaufen sind – also während der letzten Eiszeit. Anders als ein im Jahr 2004 aufgetauchter, in der Forschergemeinde umstrittener Fußabdruck in Mexiko geben die nun aufgefundenen Fußspuren wenig Spielraum für Zweifel. Sie sind auch deutlich früher entstanden als ein 13 000 Jahre alter Abdruck von der kanadischen Pazifikküste.

Im Fachmagazin »Science« beschreibt das Team die Fußspuren: Sie tauchten im White Sands Nationalpark bei Ausgrabungen in mindestens sieben übereinanderliegenden Schichten auf, die nach Radiokarbondatierungen vor etwa 23 000 bis 21 000 Jahren in einer Flussdünenlandschaft abgelagert wurden und sich gipsartig konservierten. Damals lebten Menschen wohl über zwei Jahrtausende hinweg vor Ort: in einer Zeitperiode, in der die eiszeitliche Megafauna dominierte. Demnach hätte der Mensch eine Rolle beim Aussterben der großen Tiere spielen können – wobei Tier und Mensch immerhin über viele Jahrhunderte auch nebeneinander existiert haben.

Die nun entdeckten Fußspuren sind in jedem Fall eindeutig von Menschen – und sie stammen auffällig oft von Kindern oder Teenagern, schreiben die Autoren. Womöglich deshalb, weil jüngere Mitglieder der Gemeinschaft vor allem mit Transportaufgaben betraut wurden, während Erwachsene komplexere Tätigkeiten übernommen haben, spekuliert das Team um Matthew Bennett von der Bournemouth University in England. Unklar bleibt mit dem Fund weiter, wann und wie Menschen Amerika erstmals besiedelt haben. Es verdichtet sich aber die Theorie, dass die Eiszeit wohl nicht die entscheidende Barriere für die amerikanischen Pioniere dargestellt hat.

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