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Wahrnehmung: Schmerzen optisch überlisten

Wie stark wir Schmerzen spüren, hängt auch davon ab, was wir gerade sehen. Auf diese Art und Weise kann Schmerz sogar verstärkt oder abgeschwächt werden, wie Forscher nun demonstrieren.
Schmerz

Dass unsere Schmerzwahrnehmung nicht nur von rein physischen Gegebenheiten abhängt, sondern etwa auch durch unseren kognitiven oder emotionalen Zustand beeinflusst werden kann, wissen Forscher bereits seit geraumer Zeit. Wie leicht aber allein optische Reize unsere Schmerzgrenze verschieben können, beweist nun ein Team um Lorimer Moseley von der University of South Australia. Die Wissenschaftler rekrutierten für ihre Studie 24 Probanden, die bereits seit Jahren an chronischen Nackenschmerzen litten. Im Labor bekamen sie auf einem Stuhl sitzend einen Helm samt Display aufgesetzt, der ihnen in einer virtuellen Welt verschiedene Szenarien zeigte. In jedem Szenario wurden die Teilnehmer schließlich aufgefordert, ihren Kopf so weit nach links oder rechts zu drehen, bis sie Schmerzen verspürten.

Dabei tricksten die Forscher ab und an ihre Versuchspersonen aus und ließen es in der virtuellen Umgebung so aussehen, als würden die Probanden den Kopf mal weiter und mal weniger weit drehen, als es tatsächlich der Fall war. Und siehe da: Wenn das Display die eigene Kopfbewegung optisch abschwächte, konnten die Teilnehmer ihren Kopf rund sechs Prozent weiter drehen, ohne von Schmerzen zu berichten. Anders war es, wenn das Display die eigene Kopfbewegung optisch verstärkte: Nun schrumpfte der schmerzfreie Bewegungsradius im Vergleich zum Normalzustand um sieben Prozent zusammen.

Die Forscher hoffen, dass das Ergebnis ihrer Studie in Zukunft vielleicht auch außerhalb des Labors von Nutzen sein kann: "Wenn Gefahrensignale ausreichen, um Schmerz auszulösen oder zu verstärken, dann bieten uns diese Signale möglicherweise auch einen neuen Ansatzpunkt für eine wirksame Therapie."

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