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Oumuamua : Ein Besucher aus den Tiefen des Alls

Ein ungewöhnliches Objekt stattete uns einen Besuch ab. Bei Oumuamua handelt es sich um den ersten Himmelskörper, der eindeutig aus einem anderen Sternsystem stammt.
First Interstellar Asteroid Wows Scientists

Veröffentlicht am: 20.11.2017

Laufzeit: 0:03:15

Sprache: englisch

Untertitel: englisch

Das JPL ist ein im kalifornischen Pasadena angesiedeltes Großforschungslabor der US-Weltraumbehörde NASA, das den Bau und Betrieb von Satelliten und Raumsonden verantwortet.

Als das Pan-STARRS-Teleskopsystem auf Hawaii am 19. Oktober 2017 ein Objekt auf einer ungewöhnlichen Bahn entdeckte, war eine große astronomische Überraschung perfekt: Es handelte sich hier um keinen gewöhnlichen Kometen oder Asteroiden, sondern um einen Körper aus den Tiefen des Alls. Heute weiß man: Anders als zunächst angenommen und auch noch in diesem Video der NASA behauptet, ist das »1I/'Oumuamua« oder kurz »Oumuamua« getaufte Objekt kein Asteroid, sondern ein Komet. Wie umfangreiche Beobachtungen zeigten, stammt er aus einem fernen Sternensystem. Er muss hunderte Millionen Jahre oder sogar Jahrmilliarden durchs All geflogen sein, bevor er unserem Sonnensystem eine kurze Stippvisite von wenigen Wochen abstattete und nun schon wieder auf der Reise zu fernen Sternen ist.

Oumuamua ist nicht nur das erste interstellare Objekt überhaupt, das je in unserem Sonnensystem nachgewiesen wurde. Der Komet hat auch eine sehr ungewöhnliche Form: Er sieht aus wie eine Zigarre. Da Oumuamua trotz seiner Größe von rund 400 Meter Länge und einem Durchmesser von nur etwa einem Zehntel hiervon nicht bereits auseinandergebrochen ist, lässt darauf schließen, dass er vermutlich eine feste innere Struktur besitzt und nicht bloß ein Geröllhaufen ist. Stattdessen besteht er wohl aus Gestein und Metall, die fest genug aneinandergebacken sind, um eine solche Form zu erhalten. Aus unserem Sonnensystem ist kein vergleichbarer Körper bekannt.

Einige haben auch spekuliert, bei Oumuamua könnte es sich auf Grund der seltsamen Form vielleicht sogar um ein Raumschiff einer fernen Zivilisation handeln. Genaue Messungen mit verschiedenen Teleskopsystemen haben sogar eine leichte Beschleunigung feststellen können. Diese lässt sich aber auch durch den Rückstoß beim Ausströmen von Gasen erklären, wenn die Sonne den Gesteinskörper auf seinem Weg durch unser Sonnensystem erwärmt. Auf diese Weise erhalten Kometen auch ihren Schweif.

Interessant an Oumuamua ist weiterhin, dass er nicht aus einem der Sternsysteme in unmittelbarer Nachbarschaft zu stammen scheint. Die genaue Herkunft ließ sich zwar bislang nicht klären, doch Oumuamua kommt vermutlich aus einem mehrere Dutzend Lichtjahre entfernten Sternsystem.

Das Pan-STARRS-Teleskopsystem, mit dem Oumuamua aufgespürt wurde, ist eine spezialisierte Anlage, die den Himmel insbesondere nach Asteroiden und Kometen absucht. Dazu hat es große Gebiete im Blick – im Gegensatz zu den meisten Teleskopen, die nur ein sehr eng begrenztes Sichtfenster haben. Dadurch kann Pan-STARRS auch für andere astrophysikalische Zwecke als »Sensor« dienen. Sobald es etwas Interessantes entdeckt, nehmen viele Teleskopsysteme auf der Welt dieses Ereignis ins Visier. So auch bei Oumuamua: Dieses Objekt wurde sogar mit Hilfe von Radioteleskopen intensiv belauscht, ob vielleicht Außerirdische Signale senden. Man hat aber nichts gefunden. Leider – oder zum Glück – ist Oumuamua also kein getarntes Raumschiff, sondern nur ein ungewöhnlich geformter Gesteinsbrocken auf der Reise durch die unendlichen Weiten des Alls.

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