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Lexikon der Astronomie: YSO

Hinter dieser gebräuchlichen Abkürzung verbirgt sich das englische Akronym Young Stellar Object, also junge stellare Objekte. Zu den YSOs zählen unter anderem die Herbig-Haro Objekte, T Tauri Sterne und ρ Ophiuchi Sterne.
Auch Protosterne, wie die T Tauri-Sterne, die in Riesenmolekülwolken sitzen, aus denen sie entstanden sind, bilden Scheiben aus. In diesen Scheiben können Planeten entstehen, weshalb Astronomen sie auch protoplanetare Scheiben (engl. protoplanetary disks, kurz Proplyds) nennen.

Herbig-Haros

Die Herbig-Haro-Objekte sind ebenfalls junge Protosterne. Das erste Objekt dieser Art wurde in den 50er Jahren im Orion-Nebel entdeckt. Im Objekt HH46/47, das 1978 von Bart Bok entdeckt wurde, sieht man vor einer Dunkelwolke einen 80 Bogensekunden langen Emissionsnebel. Dieser entpuppte sich als bipolare Ausströmung, als stellarer Jet (Mikro-Jet)! Diese Plasmaströmungen bewegen sich mit mehreren hundert km/s durch das interstellare Medium (ISM). Typische Längenskalen des protostellaren Jets sind 1017 bis 1019 cm, entsprechend 0.1 bis 10 Lichtjahre. Im Innern der Dunkelwolke sitzt ein Protostern mit etwa 10facher Sonnenleuchtkraft und erzeugt diese Jets. Bei der Erzeugung der Jets spielt auch – wie bei den Makro-Jets der AGN – eine Akkretionsscheibe ('Jet-Scheiben-Symbiose') eine wichtige Rolle: der größte Teil des Akkretionsflusses geht in die Bildung eines neues Sterns, ein geringer Anteil geht in den Ausfluss, der nach Kollimation zum Jet wird. Die YSO-Jets sind magneto-zentrifugal getrieben, d.h. sowohl die Magnetohydrodynamik sorgt über Alfvén-Wellen für einen Ausfluss, als auch die Zentrifugalkraft, wenn Teilchen hohen Drehimpuls besitzen.

Jetstudien

Sowohl T Tauri-Sterne, als auch Herbig-Haro-Objekte zeigen stellare Jets, die natürlich viele Größenordnungen kleiner sind als die extragalaktischen Jets der Galaxien. Gerade deshalb sind sie interessante Studienobjekte, um beide Phänomene zu vergleichen.

bekannte Sternentstehungsgebiete

Sternentstehungsregionen mit vielen YSOs sind sehr zahlreich am Himmel. Zu den bekanntesten zählen der Orionnebel im Sternbild Orion und ρ Ophiuchi im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus), einer Molekülwolke in nur 500 Lichtjahren Entfernung.
Bekannte YSO-Quellen sind: HH 1, S233, HH 111, HH 211, DR 21, ASR 49.

Astrochemie

Sehr komplex ist die Astrochemie bzw. Molekülphysik der YSO-Jets. Die wichtigsten Moleküllinien sind molekularer Wasserstoff H2 und Kohlenmonoxid CO. Daneben ist die Berücksichtigung atomaren Wasserstoffs HI wesentlich. Diese Linienemission sorgt für die Kühlung des Jetplasmas (Strahlungskühlung), die in YSO-Jet-Simulationen berücksichtigt werden muss.

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  • Die Autoren
- Dr. Andreas Müller, München

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