Editorial: Tote und lebende Himmelskörper
Liebe Leserin, lieber Leser,
was finden Wissenschaftler an einem Gesteinsbrocken so interessant, der Millionen Kilometer von uns entfernt die Sonne umkreist und von dem wir selbst in großen Teleskopen wenig mehr sehen als einen Lichtpunkt? Lernen wir etwas, indem wir eine Sonde dorthin schicken und die zerklüftete Oberfläche dieses toten Himmelskörpers fotografieren? Und ob: Die Bilder und die Daten, welche die Raumsonde Dawn von dem rund 500 Kilometer großen Asteroiden Vesta zur Erde zurückschickte, erzählen eine spannende Geschichte aus der Frühzeit unseres Sonnensystems (S. 34). Vesta war offenbar auf dem besten Wege, zu einem »richtigen« Planeten zu werden, ähnlich unserer Erde oder dem Mars. In der Entwicklung ist er jedoch kurz vor seiner Vollendung stehen geblieben.
Vollendet haben sich aber offensichtlich Planeten in anderen Sternsystemen. Der Satellit Kepler, der bereits einige Exoplaneten entdeckt hat, fand nun einen weiteren Stern, der von mehreren Trabanten umkreist wird (S. 22). Zwei davon, etwas größer als unsere Erde, umrunden ihr Zentralgestirn in einem Abstand, der das Vorhandensein von flüssigem Wasser auf ihrer Oberfläche erlaubt. Damit sind die Astronomen ihrem Ziel, erdähnliche Planeten aufzufinden, auf denen es womöglich Leben geben kann, einen erheblichen Schritt weiter gekommen.
Der rasante Fortschritt der Beobachtungstechnik wird es in wenigen Jahren ermöglichen, in den Atmosphären von Exoplaneten Hinweise auf biologisches Leben zu entdecken. Bis dahin sind sicherlich noch weitere Zwischenschritte zurückzulegen. Aber dann werden wir nicht mehr nur »tote«, sondern »lebende« Himmelskörper erforschen.
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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