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Nachrichten aus dem grünen Universum
Nachrichten aus dem grünen Universum

© Duong Toan (Ausschnitt)
© Royal Botanic Gardens, Kew (Ausschnitt)
Weihnachtliche Grüße aus Mosambik | Für einen Kuss unter dem Mistelzweig muss man im Norden Mosambiks den Gipfel des Mount Mabu besteigen. Dort fand ein Expeditionsteam zahlreiche neue Pflanzenarten, unter anderem die tropische Mistel Helixanthera schizocalyx. Die Pflanze von der Familie der Riemenblumengewächse lebt in einer ausgeprägten Beziehung mit Vögeln und Bäumen. Beim Versuch von der süßen weißen Frucht zu naschen, sorgen Erstere für die Bestäubung und Verbreitung der Misteln, während die Bäume den kleinen Weihnachtsboten eine Herberge bieten.
© Duong Toan (Ausschnitt)
Schneeweiße Sonnengöttin | Orchideen finden auf der ganzen Welt entzückte Liebhaber. Eine weitere seltene Art wurde in einem entlegenen Teil Vietnams, in der Provinz Dak Lak, von einem Pflanzenjäger gefunden. Die exotische Seltenheit begeistert seither unter dem Namen Dendrobium daklakense die Wissenschaftler des Königlichen Botanischen Gartens in Kew.
© RBG Kew (Ausschnitt)
Himmelsstürmer | Um diese neue Baumart zu beschreiben, mussten die Pflanzenforscher im Korup-Nationalpark in Kamerun sportliche Höchstleitungen vollbringen: Da der 41 Meter hohe Riese seine Früchte und Samen nur ungern aus den gigantischen Höhen zu Boden fallen lässt, wurde der Riese mit alpiner Kletterausrüstung bestiegen und seiner Früchte beraubt. Mit den Samen konnte der Baum anschließend klassifiziert und benannt werden. Der mächtige Magnistipula multinervia gilt trotz seiner physischen Präsenz wegen Abholzung als stark gefährdet.
© J.Dransfield, RBG Kew (Ausschnitt)
Kuriose Palme | Die "alte Insel" Madagaskar ist Heimat für eine Vielzahl von endemischen Arten: Flora uns Fauna haben sich hier über die Jahrtausende unabhängig entwickelt. Experten der RBG Kew studieren die Insel im Hinblick auf Palmenarten seit 30 Jahren – in diesem Jahr entdeckten sie weitere 14 neue Arten von denen die Hälfte als stark gefährdet eingestuft werden. Dypsis gronophyllum ist eine neue kuriose Palmenart, deren Blätter aussehen, als hätten Insekten an ihnen geknabbert.
© M.Vorontsova, RBG Kew (Ausschnitt)
Zu Risiken und Nebenwirkungen | "Osigawai" heißt die neu entdeckte Aubergine in der Landessprache der Massai. Auf einer Expedition in Kenias bergige Nebelwälder fanden Wissenschaftler den wilden Busch mit Solanum phoxocarpum, einer Auberginenart. Um die Samen der neuen Pflanze für die Nachwelt zu erhalten entnahmen die Forscher der grünlich-gelben Frucht die Saat. Doch sie hat giftige Nebenwirkungen: Während des Trocknens bemerkte einer der Wissenschaftler einen beißend stechenden Gestank – kurze Zeit später wurde er krank. Die Massai nutzen Solanum phoxocarpum als Medizin.
© Darwin project 11-010 (Ausschnitt)
Bolivianische Schönheiten | Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters – hier liegt sie auf einer neuen Art von Irisgewächs. In diesem Jahr offenbarten sich drei neue Spezies der Mastigostyla in den trockenen Bergen und Tälern der Ostkante der bolivianischen Anden, darunter Mastigostyla chuquisacensis mit schillernd blauen Blüten. Dicht gedrängt behaupten sich ihre Kolonien in den sandigen Hohlräumen zwischen den Steinen in den Gebirgskämmen nahe der bolivianischen Hauptstadt Sucre.
© Ascension Island Government Conservation department (Ausschnitt)
Alte Bekannte | Im Jahr 1876 entdeckte der Engländer Sir Joseph Hooker den Petersilienfarn (Anogramma ascensionis) auf der Insel Ascension im Südatlantik. Ab 2003 galt der kleine Grünling 2003 offiziell als ausgestorben. In diesem Jahr spürten lokale Forscher ihn bei einer Routineuntersuchung der kleinen Insel jedoch überraschend wieder auf. Um den kostbaren Fund nicht noch einmal zu verlieren, griffen die Botaniker zu ungewöhnlichen Rettungsversuchen: Zweimal wöchentlich kletterten die Pflanzenkundler den steilen Hang hinab, um die Petersilienfarne mit ausreichend Wasser zu verwöhnen und Unkraut zu jäten. Dank dieser liebevollen Fürsorge konnten zwei der vier Pflanzen lange genug überleben, um ihre Sporen zu produzieren, die nun wohl behütet in Kew zur Fortpflanzung genutzt werden.
© Karl Kristensen (Ausschnitt)
Kleine Pflanze mit gefährlichem Größenwahn | Im Labor des Botanischen Gartens deckten Forscher die längste je gefundene Erbsubstanz auf: Paris japonica, eine subalpine, endemische Blume aus Honshu besitzt ein Genom mit dem unglaublichen Gewicht von 152,23 Picogramm – 50 Mal größer als das menschliche Erbgut. Würde man es entwirren, ergäbe sich eine Strecke, die die Höhe Big Ben in London überträfe. Diese Komplexizität hat jedoch biologische Konsequenzen: Paris japonica ist sehr anfällig für Veränderungen in ihrem Lebensraum und trägt ein großes Risiko auszusterben.
Das internationale Jahr des Artenreichtums schließen die Forscher der Royal Botanic Gardens (RBG) Kew erfolgreich mit der Neuentdeckung zahlreicher Pflanzenarten – und auch einige alte Bekannte, die ausgestorben schienen, tauchten wieder auf. Von den kleinen Petersilienfarnen zu gigantischen Laubbäumen wartete die Natur mit allerlei Reichtum auf. Jedes Jahr werden durchschnittlich 2000 neue Pflanzenarten entdeckt – alleine 10 Prozent dieser Neuentdeckungen werden von Wissenschaftlern des Royal Botanical Garden Kew beschrieben.
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