Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Ergänzungen zu Silvio Henkers Leserbrief über die Astronomie an allgemeinbildenden Schulen

    08.01.2021, Lutz Clausnitzer, Obercunnersdorf
    Lieber Silvio Henker,

    Sie beschreiben sehr überzeugend, was ein Astronomieunterricht den Schülern zu geben vermag, wenn er von astronomisch versierten Lehrpersonen gestaltet wird. Bis 2007 war das sachsenweit gewährleistet, weil für den eigenständigen Astronomieunterricht nur knapp 600 solche Lehrkräfte nötig und auch vorhanden waren, pro Schule eine. Nun werden die meisten Schüler jedoch von den anderen 1400 Physiklehrern unterrichtet, die gar nicht erfreut sind, 18 Stunden Astronomie unterrichten zu müssen, zumal sie dadurch weniger Zeit für die Physik haben. Denn die obligatorische Astronomiestunde in Klasse 10 fiel 2007 weg, ohne dass die Zahl der Physikstunden erhöht wurde. Das erklärt, warum der in den Physikunterricht integrierte Astronomieteil in den meisten Klassen gekürzt, halbherzig unterrichtet oder weggelassen wird. Das ist allerdings nicht die Schuld der Physiklehrer, sondern die Folge einer Fehlentscheidung, die gegen vorliegende Gutachten, gegen das 7:2-Ergebnis einer Landtagsanhörung und gegen massive Proteste der Bevölkerung politisch durchgedrückt wurde.

    Unstrittig ist, dass in vielen Fächern Verbindungen zur Astronomie hergestellt werden können und sollten. Aber bitte als Vorbereitung oder Ergänzung und NICHT ANSTATT eines professionellen Astronomieunterrichts.

    Zu einem anderen Punkt Ihres Briefes: Die Vertreter eines bestimmten Faches dürfen und sollen die Wichtigkeit ihres Faches aufzeigen. Zu sagen, was dafür auf anderen Gebieten wegfallen soll, wäre hingegen wenig seriös. Die einzelnen Fächer von Zeit zu Zeit entsprechend den Zielen der allgemeinen Bildung und den Erfordernissen der Zukunft neu zu gewichten, obliegt den Kultusministerien beziehungsweise der Politik.

    Für die Vermittlung astronomischer Inhalte wird auch dann Unterrichtszeit »verbraucht«, wenn sie vorwiegend im Physikunterricht erfolgt. Nur ist dieses Modell eben wenig effizient, weil es mit dem mehrfachen Bedarf an astronomiekundigen Lehrpersonen und einer im Durchschnitt viel geringeren Unterrichtsqualität einhergeht. Denn dann müssten quasi alle Physiklehrer zugleich auch astronomisch interessiert und bewandert sein, was in KEINEM Bundesland auch nur im Entferntesten gegeben ist und sich auch in Zukunft nicht erfüllen lässt. Dass das erst wenige Bundesländer erkannt haben, lässt es notwendig erscheinen, noch überzeugender zu argumentieren. In diesem Sinne ist der Brief an die Ministerpräsidenten konstruktiv und wichtig. Wir sollten ihn nicht zerreden.

    Lutz Clausnitzer, Obercunnersdorf
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.