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  • Fermi-Paradoxon - einsame Insel im All? - SuW 8/2021

    01.05.2022, Dr. Matthias. Leinweber, Wettenberg
    Ich möchte einige Anmerkungen zum interessanten und spannenden Artikel von Herrn Scharf (SuW 08/21, S. 28ff.) machen:
    Der Gedanke über „Schwärme sich selbst replizierender Sonden, die sich über die Galaxis ausbreiten“ (S. 31), stammt von dem ungarisch-amerikanischen Mathematiker und Computerpionier John von Neumann. Einiges darüber steht in dem Klassiker The Anthropic Cosmological Principle (1986) von John Barrow und Frank Tipler. Hier führen die Autoren im Sinne des Fermi-Paradoxons den Nachweis der Nichtexistenz intelligenter außerirdischer Lebensformen innerhalb unserer Galaxis. Im Prinzip geht es hierbei um zwei Arten von „von Neumann-Sonden“. Schnelle Sonden mit v=0.1c, die für eine Ausbreitung des Lebens in der Galaxis innerhalb von drei Millionen Jahren sorgen würden und Sonden mit einer Geschwindigkeit von 90 km/s (3x10-4c), die leichter technisch zu realisieren wären, und die für eine Besiedlung innerhalb von 300 Millionen Jahren sorgen würden. Die Quintessenz der Überlegung ist nun, dass selbst der längere Zeitraum im Vergleich zum Alter der Galaxis von ca. 10 Milliarden Jahren sehr klein ist und die Außerirdischen schon längst auch bei uns angekommen sein müssten. Also existieren sie gemäß dem Fermi-Paradoxon gar nicht.
    In diesem Sinne sind die Anmerkungen von Herrn Scharf (S.34) für mich nicht nachvollziehbar. Wieso sollten die Außerirdischen wenn sie eine solche Oase wie die Erde gefunden hätten, wieder „abdüsen“? Viel wahrscheinlicher wäre doch, dass sie sich auf der Erde ausgebreitet hätten. Deshalb ist auch das Argument, dass weder fossile noch technische Überreste erhalten geblieben wären, nicht nachvollziehbar. Eine Zivilisation, die die Galaxis besiedelt hätte, hätte sicherlich Werkstoffe entwickelt, die unseren eigenen wesentlich überlegen und z.B. gegen Korrosion u.ä. viel widerstandsfähiger wären. Auch fossile Überreste wären bei einer globalen Ausbreitung auf der Erde sicherlich nicht unauffindbar.
    Herr Scharf folgt hier einem Schema, das in der Wissenschaftstheorie den Namen „Immunisierungsstrategie“ hat: Eine Hypothese aufzustellen, die unüberprüfbar ist. Karl Popper hat in seiner berühmten Logik der Forschung (1934) bereits gezeigt, dass eine Theorie sich der Gefahr aussetzen muss, an der Erfahrung scheitern zu können. Genau dies ist hier aber augenscheinlich nicht der Fall. Solche Aussagen nennt Popper im Sinne seines berühmten Abgrenzungsproblems „metaphysisch“.


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