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  • Galaxien

    10.12.2006, Christian Menges, Freising
    Haben die Rotationsachsen von Galaxien auch eine Taumelbewegung ähnlich der Erdachse
    mit ihrer Präzessionsbewegung?
    Stellungnahme der Redaktion

    Eine solche Taumelbewegung entsteht immer dann, wenn sich ein nicht
    kugelsymmetrischer, rotierender Körper in einem inhomogenen
    (d.h. räumlich nicht gleichmäßig starken und/oder nicht einheitlich
    ausgerichteten) Gravitationsfeld befindet. Bei einer Galaxie, die
    mutterseelenallein irgendwo im Universum steht, gibt es das also nicht.
    Bei streng kugelförmigen, nichtrotierenden Galaxien gibt es das also
    auch nicht.



    Die meisten Galaxien sind aber weder kugelförmig noch alleine. Praktisch
    alle sind abgeplattet, und praktisch alle haben nahe Nachbarn, und
    seien es nur kleine Satellitengalaxien. Deshalb
    ist der Taumeleffekt also in der Welt der Galaxien sehr verbreitet.
    Aber die Taumelbewegung dauert sehr, sehr lange. Die Rotationszeiten
    der Galaxien liegen schon im Bereich von hunderten von Jahrmillionen,
    die Zeitskala der Taumelbewegung im Bereich von Jahrmilliarden und
    darüber. Der Effekt ist also nicht direkt beobachtbar.



    Indirekt ist er allerdings daran erkennbar, dass die Scheiben
    einiger Galaxien durch den Voruebergang naher Begleiter massiv "verbogen"
    sind, also nicht wie eine Schallplatte, sondern eher wie eine Hutkrempe
    aussehen. Diese Verbiegungen entstehen durch exakt die gleichen Kräfte
    wie die Taumelbewegung.



    Im Fall der Erdachse, aber auch bei den analogen Taumelbewegungen von
    Planetenbahnen und Doppelsternbahnen sind die Verhältnisse in zweierlei
    Hinsicht wesentlich günstiger. Erstens sind die Zeitskalen viel kürzer.
    Zweitens lassen sich die räumlichen Orientierungen der Erdachse bzw.
    der Planetenbahnen mit ungleich höherer Genauigkeit bestimmen als die
    Rotationsachse einer Galaxie. Deshalb ist die Präzession der Erdachse
    schon im antiken Griechenland entdeckt (aber damals noch nicht verstanden)
    worden, und die Präzession von Planetenbahnen bald nach der Entstehung
    der modernen Astronomie.



    Ulrich Bastian, Astronomisches Rechen-Institut

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