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Freistetters Formelwelt: Die Lösung des Klimaproblems

Die mathematische Modellierung des Klimas zeigt uns schon sehr lange sehr eindeutig, dass wir vor einem großen Problem stehen. Und auch bei der Lösung dieser Aufgabe liefert die Mathematik eine passende Beschreibung.
Das Arktiseis im Klimawandel

Die grundlegenden Fakten werden mittlerweile nur noch von den extremsten Verschwörungstheoretikern und politischen Populisten geleugnet: Unser Klima ändert sich, und die Ursache dafür sind die menschengemachten Treibhausemissionen. Ebenso eindeutig wie dieser Befund ist die Tatsache, dass sich der Klimawandel nicht mehr verhindern lässt. Wir müssen uns darum kümmern, die Auswirkungen möglichst gering zu halten, und das geht nur durch eine Beschränkung unserer CO2-Emissionen.

Die werden aber leider nicht geringer, trotz aller politischer Absichtserklärungen. Schon 1993 entwickelte der japanische Wissenschaftler Yoichi Kaya diese Formel:

Die heute nach ihm Kaya-Identität genannte Beziehung beschreibt die gesamte Menge der von Menschen produzierten CO2-Emissionen (F) in Abhängigkeit von vier Faktoren. »P« ist hier die globale Bevölkerung; »G«, das globale Bruttoinlandsprodukt, geht in der Formel in der Form »G/P« ein, wird also auf die Weltbevölkerung bezogen. »E« ist der weltweite Energieverbrauch, der in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt gemessen wird. Der Faktor E/G wird »Energieeffizienz« genannt, beschreibt also, wie effektiv eine Wirtschaft Energie einsetzen kann. Der letzte Faktor in der Formel – F/E – gibt die ausgestoßen Menge an CO2 pro Energieeinheit ein; also das, was man auch oft den CO2-Fußabdruck nennt.

Mit der Kaya-Identität kann man abschätzen, wie sich die CO2-Emissionen in Zukunft verändern werden. Und verstehen, was man tun könnte, um die Treibhausgase in der Atmosphäre zu verringern. Die Bevölkerung der Erde, also der erste Faktor in der Formel, wächst ständig an. Daran wird sich kurzfristig auch kaum etwas ändern lassen. Auch der zweite Faktor, das globale Bruttoinlandsprodukt, muss wachsen – zumindest folgt das aus der derzeitigen Interpretation des vorherrschenden kapitalistischen Wirtschaftssystems.

Die Energieeffizienz können wir direkt beeinflussen, und sie verbessert sich durchaus. Wir brauchen heute in vielen Fällen deutlich weniger Energie, um etwas zu produzieren, als früher. Aber Effizienz lässt sich nicht beliebig weit steigern und je besser sie ist, desto schwieriger wird es, sie noch weiter zu verbessern. Beim vierten Faktor, dem CO2-Fußabdruck, ist am einfachsten zu sehen, wie sich eine Trendumkehr erreichen lässt: Je weniger fossile Brennstoffe wir nutzen, desto geringer die Emissionen.

Vereinfacht gesagt sind es momentan die ersten beiden Faktoren, die die Menge an CO2 in der Erdatmosphäre größer werden lassen. Es leben immer mehr Menschen auf der Erde und die Wirtschaft wächst weiter. Die beiden restlichen Faktoren der Kaya-Identität sind aber nicht in der Lage, das zu kompensieren. Unsere Technik ist nicht effizient genug, und wir nutzen immer noch viel zu viele fossile Energieträger. Das Resultat: Der immer weiter voranschreitende Klimawandel.

Wollen wir eine wirkliche Trendumkehr erreichen, dürfen wir uns nicht nur auf den dritten Faktor der Formel konzentrieren. Neue und effizientere Technik ist selbstverständlich wichtig. Aber sie allein kann die Welt nicht retten. Die Weltbevölkerung wird vorerst weiterwachsen. Und wenn wir nicht am Dogma des ständigen Wirtschaftswachstums rütteln wollen, müssen wir den Verbrauch fossiler Energieträger radikal einschränken.

Es mag – auf jeden Fall politisch – sehr attraktiv erscheinen, eine Lösung des Klimaproblems durch verbesserte Technik in Aussicht zu stellen. Dann könnte man einfach so weitermachen wie bisher. Aber die Kaya-Identität ist ein sehr plakativer Weg, um uns zu zeigen, dass das nicht funktionieren wird. Wir müssen auch unser Wirtschaftssystem überdenken und die Art und Weise, wie wir dessen Energiebedarf stillen. Ansonsten wird eine nachhaltige Veränderung nicht möglich sein!

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