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Fuchsschwanz-Protein mit idealer Zusammensetzung



Fuchsschwanzgewächse mit ihrer üppigen Blütenpracht (Bild 2) wurden bei uns besonders in den sechziger Jahren als modische Zierpflanzen bekannt. In Afrika, Asien und Südamerika dagegen werden Vertreter dieser Gattung wie Amaranthus tricolor als Gemüse angebaut und die herzförmigen Blätter beispielsweise unter der Bezeichnung chinesischer Spinat gegessen. Amaranth-Samen schließlich gehören in Mittel- und Südamerika traditionell zur Ernährung; die Indios verwenden sie seit vielen Jahrhunderten ebenso vielseitig wie Getreide und in verschiedenster Zubereitung bis hin zum Mehl. In letzter Zeit sind die zarten, interessant schmeckenden Körner auch in Europa als Reformkost und Bestandteil von Müslimischungen aufgetaucht (Bild 1). Tatsächlich enthalten sie mit etwa 17 Prozent deutlich mehr Protein in der Trockenmasse als Getreide, das es nur auf etwa 10 Prozent bringt, oder als die meisten anderen hiesigen Grundnahrungsmittel.

Den hohen Nährwert dieser Samen belegt nun die molekularbiologische Analyse eines ihrer Hauptproteine. Wissenschaftler der Jawaharlas-Nehru-Universität in Jabalpur (Indien) isolierten kürzlich anhand der Aminosäuresequenz eines Teils dieses Moleküls das zugehörige Gen und leiteten aus dessen Aufbau schließlich die vollständige Zusammensetzung des Proteins her ("Proceedings of the National Academy of Sciences USA", Band 89, Seite 11 774).

Das Ergebnis liest sich wie eine Empfehlung der Weltgesundheitsbehörde WHO für die ideale Eiweißdiät. All die in den Proteinen von Mais oder vielen Bohnenarten unterrepräsentierten essentiellen Aminosäuren wie Cystein, Methionin, Lysin, Tryptophan, Valin, Tyrosin und Phenylalanin sind in dem Amaranth-Protein reichlich enthalten.

Einmal isoliert, kann das Gen leicht kloniert und in andere Pflanzenarten übertragen werden. Dadurch ließe sich die Qualität von Mais, Reis und anderen Getreidearten, die als Hauptnahrungsmittel für einen Großteil der Erdbevölkerung dienen, deutlich steigern. Voraussetzung ist allerdings, daß nach dem Einbau des Gens auch in diesen Pflanzen das zugehörige Protein als Hauptbestandteil der Samenkömer gebildet wird.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1993, Seite 30
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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