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Leserbriefe



Biometrie (Teil I)
Juli 2003

Die ec-PIN ist nicht im Chip der deutschen Bankkarten gespeichert. Infolgedessen kann man diese PIN auch nicht auslesen. Zusätzlich sind sämt­liche personen- oder konto­spezifischen Daten im Chip gegen unberechtigtes Auslesen geschützt.
Die Behauptung, Biometrie bringe "mehr Sicherheit für den Verbraucher", ist irreführend, weil sämtliche biometrischen Erkennungsmethoden einen gewissen Grad der statistischen Unsicherheit haben, wohingegen die Prüfung der PIN genau erfolgt. Nur diese Exaktheit bietet den erforderlichen Schutz für die Absicherung von geldwerten Transaktionen.
Dr. Olaf Jacobsen, Berlin

Entscheidung unter Unsicherheit – die Ergebnisse
Forschung aktuell, Mai 2003

Die Autoren gehen von der falschen Annahme aus, mein Vermögen sei für mich der einzige Wert auf dieser Erde. Es fördert das Vertrauen, wenn ich auf eigene Sicherheit verzichte, um dafür einem kooperierenden Partner 80 Euro zu ermöglichen. Und Vertrauen ist unter Menschen kein Nonvaleur.
Dies zeigt auch das beschriebene Laborexperiment, bei dem allein auf Grund von Misstrauen viel Geld verloren geht. Kooperieren ist kein Denkfehler, sondern die Voraussetzung jeder Zivilisation. Schade, dass Ökonomieprofessoren ihren Studenten mit solcher Argumentation die Menschlichkeit austreiben.
Philipp Wehrli, Zürich

Menschwerdung durch Kraftnahrung
Mai 2003

Das allgemeine Rätselraten der Anthropologen über den Ursprung des aufrechten Gangs kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin überzeugt, es waren Steine und Knüppel, die unsere Vorfahren noch auf allen vieren benutzt haben, um Fressfeinde zu vertreiben und Nahrung zu gewinnen, so wie es Schimpansen heute noch tun. Um sich ins offene Grasland hinauswagen zu können, mussten sie lernen, gut zu werfen und zu schlagen, was einen festen Stand und präzisen Griff erforderte. Um geeignete Waffen mit sich herumzutragen – das war nötig, da man diese nicht überall fand –, brauchten sie freie Hände.
Wie Leonhard feststellt, ist der aufrechte Gang im Fußgängertempo energetisch sehr günstig, dies kam seiner Entwicklung natürlich entgegen, aber seine Nachteile, vor allem die geringe Höchstgeschwindigkeit, konnten nur durch Waffen kompensiert werden.
Der aufrechte Gang war wohl schon vor 4 Millionen Jahren etabliert, und es hat dann rund 2 Millionen Jahre gedauert, bis Werkzeugauswahl und Einsatz so weit entwickelt waren, dass Wurf- und Schlagwaffen nicht nur zum Verscheuchen von Tieren, sondern auch zur Jagd eingesetzt werden konnten. So wurden plötzlich viele gegenüber der neuen Technik arglose Tiere zur relativen Beute der Hominiden. Sie hatten nun reichlich zu fressen und konnten sich ein riesiges Gehirn leisten. Kein Wunder, dass sie sich binnen kürzester Zeit über die gesamte zugängliche Welt ausbreiteten.
Sicherlich war auch die Entdeckung des Feuers mitentscheidend für diese Entwicklung. Es machte Nahrung ja nicht nur verdaulicher, sondern auch frei von Krankheitserregern.
Joseph Bülhoff, Werne

Fliegende Anti-Malaria-Waffen
April 2003

Frau Reinberger schreibt, die Malaria sei eine Tropenkrankheit, weil die Überträgerin, die Anopheles-Mücke, in unseren Breiten nicht vorkomme. Von den in Europa an Malaria Erkrankten seien auch solche betroffen, die sich "durch den Stich einer eingeflogenen Anopheles infizieren, ohne je in einem tropischen Land gewesen zu sein". Daran ist nur richtig, dass die Malaria im Allgemeinen in warmen Ländern auftritt, aber nicht, weil Anopheles-Mücken ausschließlich dort leben, sondern weil die geschlechtliche Vermehrung der Malariaerreger (Plasmodien), die in der Mücke abläuft, temperaturabhängig ist und umso länger dauert, je niedriger die Außentemperatur ist. Der Entwicklungszyklus der Plasmodien kann nur geschlossen werden, wenn eine Mücke deren geschlechtlich differenzierte Formen mit dem Blut eines Malariakranken aufnimmt und während ihres Lebens Gelegenheit hat, einen neuen menschlichen Wirt zu stechen, nachdem die Sporozoiten die Speicheldrüse erreicht haben. In unseren Breiten wird der Entwicklungszyklus kaum ablaufen können, weil diese Phase zu lange dauert und es zudem an Malariakranken mangelt.
Dr. med. habil. Rüdiger Fischer, Magdeburg

Erratum
Der Widerspenstigen Zähmung
Juli 2003

Im untersten Bild auf S. 26 wurde die Beschriftung vertauscht. Links ist das Hydroxyl-Radikal, rechts Kohlenmonoxid abgebildet.
Die Redaktion

Die Alltagsdroge Koffein
Juni 2003

Ich habe diesen informativen und gut lesbaren Beitrag mit Gewinn und Vergnügen gelesen. Das Bild auf Seite 66 zeigt allerdings die Zubereitung von Schokolade und damit wohl auch deren Genuss. Dieses Luxus-Getränk wurde gequirlt, in einer Kanne mit hölzernem Griff. Kaffee wurde gebrannt und aufgegossen oder gekocht. Im 18. Jahrhundert galt Kaffee übrigens in Adelskreisen als eher gewöhnliche Droge. So kann man es z. B. in Casanovas Lebenserinnerungen lesen und in meinem Buch "Coffi, Schokelati und Potasie".
Dr. Petra Seling-Biehusen, Vorwerk

Richtiges Sehen – eine optische Täuschung?
Mai 2003

Das Auge ist eben nur "Werkzeug", Schlüsse oder Trugschlüsse zieht das Gehirn. Aus objektiv physiologischer Sicht werden im Gehirn schwache elektrische Impulse verarbeitet, aber wie entsteht aus diesen unser subjektiver Eindruck z. B. einer "täuschenden Schachtel"? Das ist naturwissenschaftlich objektiv nicht zu erklären, Philosophen und Hirnforscher sprechen bei diesem Phänomen von "Qualia". Physikalisch gesehen weisen Deckel und Boden den gleichen Grauwert auf, wir aber erkennen den Deckel dunkler als den Boden. Unsere Erkenntnis wird also durch Qualia gesteuert, nicht durch die Naturwissenschaft.
Prof. Peter R. Gerke, Gräfelfing

Die Evolution der Hautfarben
Juni 2003

Die Autoren versuchen in ihrem Artikel auch die Ursache für die Nacktheit des Menschen zu erklären. Ich finde ihre Begründung aber wenig überzeugend. In der heißen Savanne, wo der Urmensch entstand, habe die Behaarung zurückgehen müssen, damit der Schweiß leichter verdunsten konnte. Der Lichtschutz durch das Fell sei von Hautpigmenten übernommen wor­den. Warum hat dann aber keine andere Art, vielleicht abgesehen vom weitgehend haarlosen Elefanten, ähnlich reagiert?
Unter Temperaturphysiologen wird dagegen diskutiert, dass beim aufrechten Gang der Rücken nicht mehr so sehr den in den Tropen steil einfallenden Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, und ein Fell als Lichtschutz der Haut nur auf dem Schädel überlebensnotwendig bleibt. Die bei Männern häufige Glatze tritt ja meist erst nach der Fortpflanzungsphase auf, sodass in dieser Hinsicht kein großer Selektionsdruck bestand.
Ein ganz anderer Gesichtspunkt wurde bereits von Darwin diskutiert. Im Haarverlust sah er keinen Über­lebensvorteil, der sich durch Selektion durchgesetzt haben könnte; er nahm an, dass ­zufällig entstandene erbliche Haarlosigkeit sexuell attraktiv war und sich dadurch verbreitet hat.
Die Anlage für starke Körperbehaarung gibt es offensichtlich noch: Menschen mit Fell wurden früher an Fürstenhöfen und auf Jahrmärkten gezeigt, gelegentlich findet man auch Darstellungen in hautärztlichen Zeitschriften.
Prof. Dieter Böning, Berlin

Laser für Leser
Juli 2003

Ist der Augapfel zu kurz, müssen die auf das Auge treffenden Strahlen generell stärker gebrochen werden als beim normalen Auge. Nahe Gegenstände können nicht scharf gesehen werden, da sich die Linse nicht über das normale Maß hinaus krümmen kann. Weit entfernte Gegenstände können dagegen scharf gesehen werden, wenn die Linse nicht – wie üblicherweise beim "Fern-sehen" – abgeflacht wird, sondern sich krümmt. Die Aussage "... ist es (das Auge) zu kurz, sieht man nur in der Nähe gut ...", ist nicht richtig.
Claudia Polzin, Berlin

Kraftwerke der Zukunft
Technologie-Report April 2003

Ein wesentlicher Aspekt wird bei der Betrachtung regenerativer Energien leider immer wieder vernachlässigt: Biogas. Auf lange Sicht werden wir nicht darum herumkommen, nicht nur eigens als Energie-/Rohstoffträger angebaute Pflanzen zu nutzen, sondern auch vergärbare Abfälle wie Grünschnitt von Autobahnen, Parkanlagen, ja selbst aus privaten Kleingartenanlagen zur Rohstoff- bzw. Energiegewinnung einzusetzen.
Dr. Andreas Fuß, Staufenberg

Aufdringliche Duschvorhänge
Physikalische Unterhaltungen Juni 2003

Das Problem mit dem in die Kabine drängenden Duschvorhang haben wir für uns bereits vor über 20 Jahren gelöst. Obwohl man meinen sollte, dass der auf den Vorhang gerichtete Luftstrom eines Elektro-Heizlüfters diesen noch weiter in die Dusche drängen sollte, geschieht das genaue Gegenteil: Ein Druckausgleich findet statt, und der Vorhang hängt nun wunderbar gerade. Gleichzeitig wird kurzfristig dem erhöhtem Wärmebedarf insbesondere in den kälteren Monaten Rechnung getragen.
Heino Dompke, Rosendahl

Der Charme des Champagners
Juli 2003

Der Autor begründet die Größenzunahme der im Glas aufsteigenden Champagner-Perlen mit einer kontinuierlichen Zunahme der Kohlendioxid-Diffusion.
Ein wesentlicher Teil der Volumenzunahme beruht aber wohl auf der Abnahme des hydrostatischen Drucks der umgebenden Flüssigkeit, ähnlich der Ausdehnung der komprimierten Luft in der Lunge eines aus der Tiefe aufsteigenden Tauchers, wenn er seine Pressluftflaschen am Grund zurücklassen müsste.
Dr. Christian Brandlmaier, Wels, Österreich

Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2003, Seite 8
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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