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Physik: Physik – Themen, Bedeutung und Perspektiven physikalischer Forschung

Denkschrift zum Jahr der Physik.
Ein Bericht an Gesellschaft, Politik und Industrie
Deutsche Physikalische Gesellschaft, Bad Honnef 2000. 218 Seiten, DM 10,– (Schutzgebühr)


Zum "Jahr der Physik" 2000, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) ausgerufen hatte, wagten sich zahlreiche Physiker und Physikerinnen aus ihren Labors heraus, gingen im Wortsinne zu den Leuten auf die Straße, präsentierten aktuelle Ergebnisse und zeigten manchmal tatsächlich, dass ihre Wissenschaft "lebendig, aufregend und voller Überraschungen" ist.

Die DPG möchte nun diesen Dialog fortführen und ihre Bringschuld an die Öffentlichkeit weiter erfüllen. Ihre Denkschrift soll – über die obligatorische Standortbestimmung hinaus – die Faszination deutlich machen, die von der Physik gerade heute ausgeht, aber auch zum Nachdenken über deren Konsequenzen anregen.

Die Physik ist die elementarste aller Naturwissenschaften; sie vermittelt uns ein Bild von der Struktur und der Dynamik unserer Welt. Vom Kleinsten bis zum Größten, vom Anfang des Universums bis heute – alles ist Forschungsgegenstand der Physik. Damit ist sie aber auch prägendes Fundament unserer Kultur. Ohne sie gäbe es keine Technik, ohne sie würden wir von der Welt, in der wir leben, fast nichts verstehen.

Diese Thesen aus der Einleitung der Denkschrift sind nicht so allgemein anerkannt, wie sie erscheinen mögen. Allzu oft werden Schüler im Unterricht nur mit fertigen Versuchsaufbauten konfrontiert und mit Formeln vollgestopft. Das wesentliche Verständnis bleibt dabei auf der Strecke: wie man ein Experiment konstruiert, um in geeigneter Weise Fragen an die Natur zu stellen, wie man lernt, maßgebliche Größenordnungen abzuschätzen, wie man Zusammenhänge erkennt. Zu Recht fordern die Autoren: Die Physik muss wesentlicher Teil der Allgemeinbildung sein.

Wer sich frei von jeglichen Formeln mit der modernen Forschung beschäftigen möchte, wird in den Hauptartikeln der Denkschrift fündig. Manche Darstellung muss zwangsläufig exemplarisch bleiben. Doch ist es den Autoren gut gelungen, die Faszination, die sie bei ihrer täglichen Arbeit verspüren, den Lesern zu vermitteln – sei es bei der Erforschung des Weltalls, bei der Untersuchung von Phasenübergängen oder beim Bau technischer Systeme für Kraftfahrzeuge.

Dem rundum positiven Eindruck zum Trotz scheint eine gewisse akademische Blauäugigkeit der Autoren durch. Spätestens bei der Stellensuche wird der Physiker damit konfrontiert, dass seine Wissenschaft im Beruf nicht immer so wertfrei ist, wie sie im Studium vermittelt wurde. Militärische Forschung kommt in der Denkschrift indes nicht vor. Haben die Autoren befürchtet, Physik-Interessierte von einem Studium abzuschrecken? Dem hätten sie abhelfen können, denn sie könnten auch die andere Seite erwähnen, und das sogar mit gewissem Stolz: Seit 1998 sind die in der Abrüstungs- und Friedensforschung tätigen deutschen Physiker im Arbeitskreis Physik und Abrüstung der DPG zusammengeschlossen.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2001, Seite 98
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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