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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1944

Die Armprothesen haben, mit Ausnahme des Sauerbruch-Armes, den Nachteil, daß die Betätigung der Hand in bestimmten Grenzstellungen durch den Schulterzug nicht mehr ausgelöst werden kann. Besonders nachteilig ist dies für Ohnhänder. Es soll daher versucht werden, diese Aufgabe auf elektromechanischem Wege zu lösen. Grundsätzlich ist dies durch eine elektromechanische Prothese, die Dr. Wilms für Unterarm-Amputierte entwickelt hat, gelöst. Bei dieser Armprothese werden die noch vorhandenen Muskelgruppen zur elektromechanischen Steuerung herangezogen, und zwar in der Weise, daß jede Muskelgruppe die ihr zugeordneten Bewegungen auslöst. Auf dem Muskelwulst liegt in der Prothesenhülle ein kleiner elektromechanischer Wechselkontakt, der durch die Volumenänderungen der sich zusammenziehenden und erschlaffenden Greifmuskeln einen kleinen Motor von 40 g Gewicht steuert, der die Greifbewegung ausführt; er wird von einer nur 40 g schweren Batterie gespeist. (VDI-Zeitschrift, Bd. 88, Nr. 43/44, 28. Okt. 1944, Seite 606)

Farbstoffe für Butter und Käse. Zur Feststellung des praktischen Verhaltens der erlaubten Farbstoffe als Butter- und Käsefarben hat Dr. W. Ritter ausgedehnte Untersuchungen vorgenommen. Er weist zunächst darauf hin, daß als Butterfarben nur fettlösliche und als Käsefarben nur wasserlösliche Farbstoffe von genügender Farbstärke und Löslichkeit in Betracht fallen. Ferner müssen die Farbstoffe bei der Verarbeitung der Milch unverändert und vollkommen gelöst bleiben. Aus den Untersuchungen geht hervor, daß sich gegenüber der Wirkung der Milchsäurebakterien von den zugelassenen Farben neben dem gelben Auramin nur noch die roten Farbstoffe Säurefuchsin, Eosin, spritlösliches Eosin, Phloxin P und Erythrosin zur Herstellung einer Käsefarbe eignen. Das Auramin ist aber in Wasser schwerlöslich, müßte also in alkoholischer Lösung verwendet werden, um eine genügende Farbtiefe zu geben, zudem fällt die wäßrige Lösung die genannten roten Farbstoffe aus. Eine eventuelle – aber nicht ideale – Möglichkeit bestände darin, das Auramin ebenso wie den gewünschten roten Farbstoff in Alkohol zu lösen. Beim nachfolgenden Verdünnen mit Wasser tritt nicht sofort eine Niederschlagsbildung auf, sondern erst nach einiger Zeit. (Schweizer Chemiker-Zeitung und Technik-Industrie, Nr. 19/20, Oktober 1944, Seite 237 bis 238)


1894

Moeckes Princip des Luft-Velocipeds ist einerseits von der Wahrnehmung abgeleitet, dass Wirbelwinde, wie sie als phänomenale Naturerscheinungen ab und zu vorkommen, die schwersten Lasten – Häuser, Schiffe, Sand- und Wassersäulen – hoch in die Luft tragen; anderseits beobachtete er auch, dass der behende Flug der kleinsten Käfer, Fliegen etc. auf dem Eintreten solcher Wirbelwinde im Kleinen beruht, die durch die schnell oscillirenden Membranen dieser Insecten erzeugt werden. Die Flügelstellung der Panzerkäfer, z. B. der Maikäfer, als Vorbild nehmend, zeigt daher der Apparat zwei aus glattem Aluminiumblech gefertigte, unbewegliche Flügel, unter denen, wie es die Abb. zeigt in angemessener Entfernung zwei Spiral-Turbinen angeordnet sind. Zwischen denselben befinden sich zwei Cylinder, in denen mittels auf- und absteigender Kolben, bzw. durch Arm- und Fussbewegungen der den Apparat benutzenden Person, comprimirte Luft erzeugt wird, welche nach ihrem seitlichen Austritt aus den Cylindern die Turbinen treibt. (Uhland's Verkehrszeitung und Industrielle Rundschau, 8. Jg., Nr. 42, 18. October 1894)

Neue Ausgrabungen in Troja-Hissarlik. Die Hauptaufgabe, welche der diesjährigen Arbeitsperiode gestellt war, bestand in der Freilegung der ganzen Burgmauer der VI. Schicht und in der Aufdeckung der im westlichen und östlichen Teile der Burg gelegenen Innengebäude aus derselben Zeit. Es galt vor allem, diejenige stattliche Burganlage zu durchforschen und freizulegen, welche in der Zeit der sogenannten mykenischen Kultur hier bestanden hat und daher begründeten Anspruch darauf erheben darf, die von den Griechen zerstörte und von Homer besungene Burg gewesen zu sein. An den nun aufgedeckten Stellen ist die Mauer ausserordentlich gut erhalten. Im Osten darf man den Erhaltungszustand geradezu fabelhaft nennen. Die Abmessungen der Mauer sind so gross, ihre Bauart ist eine so vorzügliche, dass nur sehr wenige Burg- oder Stadtmauern des ganzen Altertums sich mit der trojanischen an Festigkeit messen können. Im Zuge der Mauer sind mehrere Thore und Türme aufgedeckt worden. Von den Gebäuden im Innern der Burg verdient vor allem ein Gebäude in der Nähe der Südmauer genannt zu werden. Seine Vorderwand ist als hohe Stützmauer erhalten und mit senkrechten Vorsprüngen ausgestattet. Im Innern des Gebäudes fand sich eine Küchenanlage (Feuerstelle, Mühlsteine, verschiedene Gefässe und Geräte). Der Bau hat auf einer inneren Burgterrasse gelegen, deren Vorhandensein schon früher zu vermuten war. (Schweizerische Bauzeitung, Bd. 24, Nr. 15, 13. Oktober 1894, Seite 108)

Directe Umwandlung elektrischer Energie in Licht. Die neueren Versuche des berühmten Elektrikers Tesla mit Strömen von sehr hoher Spannung erregen das grösste Interesse. Tesla arbeitet mit Wechselströmen von mehreren hunderttausend Volt Spannung und Millionen Wechsels pro Secunde. Mittelst dieser Elektricitätserregung können in luftleeren Röhren sowie gewöhnlichen Glühlampen, ohne metallische Verbindung mit der Elektricitätsquelle, prächtige Lichtwirkungen hervorgerufen werden; durch das kräftige elektromagnetische Feld werden isolirte Elektromotoren in Bewegung gesetzt. Der Kohlenfaden der Glühlampen, welcher bisher durch seinen Leitungswiderstand zum Glühen gebracht wurde und sodurch das Glühlicht erzeugte, ist überflüssig; Drähte und Metallstücke leuchten in der Nähe der Elektricitätsquelle ohne eigentliche Stromleitung. (Prometheus, Jg. V, Nr. 237, Seite 463)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 1994, Seite 132
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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