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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1949

Eine Kleinstbildkamera eigenartiger Konstruktion. Die gezeigte Kamera hat die Größe von 16 x 28 x 82 mm. Sie wiegt nur 75 Gramm... Als Objektiv wird ein hochgezüchteter 5-linsiger Anastigmat-Triplet mit Zusatzglied verwandt. Die Filmlaufbahn wird unter Ausnutzung der elastischen Eigenschaften des Aufnahmematerials der Restbildfeldwölbungskurve des Objektivs angepaßt, so daß auf diese Art eine ausgezeichnete, gleichmäßige Verteilung der Schärfe über das gesamte Bildfeld erreicht werden konnte... Durch besondere Konstruktion des Verschlusses – geringes Gewicht der bewegten Masse (nur 30 mg) – wurde wohl bisher zum erstenmal eine Aufnahmegeschwindigkeit von 1/1000 Sekunde mit einem Objektivverschluß erreicht... Als ausgesprochene „Westentaschenkamera“ ist die Minox so konstruiert, daß Objektiv und Sucher erst bei Gebrauch der Kamera durch Losziehen der schützenden Hülse frei werden. Gleichzeitig wird der Film transportiert und der Verschluß gespannt. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 6, Seite 192)



Neue Riesenmenschen der Vorzeit. In der Swartkrans-Höhle fand der durch andere Funde bereits bekannte Dr. Broom vom Transvaal-Museum das Bruchstück eines Unterkiefers mit drei vorderen und vier hinteren Backenzähnen, außerdem einen einzelnen Weisheitszahn, zwei obere Schneidezähne und einen oberen Eckzahn. Alle Zähne sind nur wenig kleiner als die des Meganthropus von Java, haben wie diese menschliche, nicht menschenäffische Form und lassen den Schluß zu, daß ihr Träger doppelt bis zweieinhalbmal so groß wie ein heutiger Mensch, oder doppelt so groß wie ein Gorilla war. Die zeitliche Einordnung des Fundes ist noch ungewiß, man schätzt sein Alter auf mindestens eine halbe Million, höchstens vier Millionen Jahre. (Orion, 4. Jg., Nr. 6, März 1949, Seite 240)



Versuchsrakete erreichte 400 km Höhe. Der Kommandant des Versuchsgeländes White Sands in Neu-Mexiko, Brigadegeneral Philip Blackmore, sagte, die Rakete vom 24.2.1949 habe an ihrem höchsten Punkt die Lufthülle der Erde verlassen. Die mit Doppelantrieb versehene Rakete bestand aus einem umgebauten deutschen V-2-Geschoß und einer kleineren Rakete amerikanischer Konstruktion vom Typ „Wac Corporal“. Brigadegeneral Blackmore wies darauf hin, ... wahrscheinlich werde der Erfolg des Fluges der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der ferngelenkten Raketen zur Erkundung der unbekannten Stratosphäre neue Perspektiven eröffnen. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 6, Seite 163)



Straßenüberwachung durch Radar. Der erste automatische Straßenwächter ist in den Vereinigten Staaten erfunden worden. Er besteht aus einem Filmgerät, einem Geschwindigkeitsmesser, der mit einem Radargerät verbunden ist und einer 24-Stundenuhr. Während das Radargerät die Geschwindigkeit jedes vorüberfahrenden Autos prüft, tritt bei Überschreiten der Geschwindigkeitsgrenze die Kamera und bei Nacht zusätzlich ein Scheinwerfer in Tätigkeit. Ein Prisma nimmt gleichzeitig die Skala des Geschwindigkeitsmessers und die Uhrzeit auf und übermittelt beides der Kamera. Ebenso wird die Autonummer des Wagens auf das Filmband photographiert. (Orion, 4. Jg., Nr. 5, März 1949, Seiten 197 und 198)

1899

Luftleer mit flüssigem Wasserstoff. Zunächst zeigte Professor James Dewar, wie es mittelst flüssigen Wasserstoffs, der eine Temperatur von etwa -240 Grad besitzt, möglich ist, eine Glasröhre in einem bisher unerreichten Grade luftleer zu machen. Wenn man nämlich eine Glasröhre, deren Luftgehalt mittelst der Luftpumpe vorher stark verdünnt worden ist, in flüssigen Wasserstoff hineinhält, so verwandelt sich infolge der ausserordentlichen Temperaturerniedrigung die in der Röhre noch vorhandene Luft in einen festen Körper, d.h. sie wird nicht nur flüssig, sondern gefriert. Die so gefrorene Luft sammelt sich an dem in den flüssigen Wasserstoff getauchten Ende der Röhre. Man kann nun durch Anwendung einer Stichflamme das Glas dicht oberhalb soweit erhitzen, dass man die Röhre ausziehen und so von dem mit fester Luft gefüllten Theile völlig abtrennen kann. Der Rest der Röhre ist dann in bisher unerreichtem Maasse luftleer, so dass ein elektrischer Strom kaum mehr durch ihr Inneres hindurchschlägt. (Zeitschrift für die gesammte Kohlensäure-Industrie, V. Jg., Nr. 6, 25. März 1899, Seite 137)



Der Plan einer elektrischen Bahn von Garmisch auf die Zugspitze, von einem Münchener Ingenieur ausgearbeitet, will die Loisach, die namentlich im Höllenthal und zwischen Eibsee und Garmisch grossen, noch nicht ausgenutzten Fall hat, sowohl für einen Theil der Bauarbeiten als für den späteren Betrieb der Bahn heranziehen. Man glaubt, dass dadurch 1000 PS gewonnen werden können. Die Bohrmaschinen zur Bohrung des Tunnels würden mit Elektricität zu bewegen sein, und die fertige Bahn würde gleichfalls mit der durch das Gefälle der Loisach erzeugten Elektricität betrieben werden können. So würde hier das merkwürdige Schauspiel zu beobachten sein, dass die Zugspitze Wasser in die Ebene sendet, durch dessen Kraft Personen zu ihr emporgehoben werden. (Uhland’s Verkehrszeitung und industrielle Rundschau, XIII. Jahrgang, Nr. 11, 16. März 1899, Seite 62)



Submarine Augenblicksbilder hat Herr Louis Boutan der Pariser Akademie vorgelegt. Darunter befanden sich einige Platten, auf denen man deutlich Scharen von Fischen sieht, die in 1,5 bis 2 m Entfernung vom Apparate sich frei bewegten; sie sind unter einer Wasserschicht von 3 m bei Sonnenbelichtung aufgenommen. Um die Fische besser zu zeichnen, war ein weißer Schirm ins Wasser getaucht und in das Feld des Objectivs ein Fischköder gebracht, der die Thiere anlockte; die Bilder sind so scharf, daß man mit der Lupe die Schuppen der Fische zäh-len kann. Der Taucher mit dessen Hülfe der Apparat aufgestellt worden war, wurde gleichfalls in 3 m Tiefe unter Wasser photographirt. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XIV. Jg., Nr. 10, 11. März 1899, Seite 132)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1999, Seite 29
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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