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Anosognosie: Krank? Ich doch nicht!

Dass manche Patienten ihre eigene Krankheit nicht bemerken, weiß man seit Jahrhunderten. Doch erst der Neurologe Joseph Babinski entdeckte, wie es dazu kommt.
Der Mediziner Joseph Babinski (1857–1932) prägte den Ausdruck "Anosognosie". Er beschrieb damit neurologische Patienten, die etwa die Lähmung einer ihrer Gliedmaßen bestritten.

"Harpaste, meiner Frau schwachsinnige Sklavin, ist als ererbte Last in meinem Hause geblieben. Diese hörte plötzlich auf zu sehen. Einen unglaublichen, aber wahren Sachverhalt erzähle ich dir: Sie weiß nicht, dass sie blind ist; immer wieder bittet sie den Aufseher, sie gehen zu lassen. Sie sagt, das Haus sei finster." Das schreibt der römische Philosoph Seneca (etwa 1-65 n. Chr.) in seinen Briefen an Lucilius. Vermutlich handelte es sich dabei um die erste uns erhaltene Beschreibung einer Störung, die sich im Unwissen darüber manifestiert, von einer Krankheit betroffen zu sein – in diesem Fall von Blindheit.

Heute bezeichnen Mediziner das Phänomen als Ano­so­gnosie. Der Begriff vereint die griechischen Wörter "nosos" (Krankheit) und "gnosis" (Erkenntnis) mit der Verneinungspartikel "a" – zu Deutsch: "Mangel an Krankheitseinsicht". Er wurde von Joseph Babinski (1857-1932) geprägt, einem französischen Neurologen polnischer Herkunft, der Anfang des 20. Jahrhunderts einige klinische Fälle untersuchte, die das gleiche Symptom zeigten wie Harpaste ...

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  • Quellen

Babinski, J.: Anosognosie. In: Revue Neurologique 31, S. 365-367, 1918

Karnath, H.-O.: Anosognosie. In: Karnath, H.-O., Thier, P. (Hg.): Kognitive Neurowissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg, 3. Auflage 2012, S. 201-213

Vocat, R., Vuilleumier, P.: Neuroanatomy of Impaired Body Awareness in Anosognosia and Hysteria: A Multicomponent Account. In: Prigatano, P. G. (Hg.): The Study of Anosognosia. Oxford University Press 2010, S. 359-402

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