Mikrobiologie: Wenn der Gejagte zum Jäger wird
Um ihren Fressfeinden zu entgehen, stellt die Alge Prymnesium parvum einfach die Nahrungskette auf den Kopf. Fotosynthese betreibende Primärproduzenten wie sie werden normalerweise von tierischen Einzellern oder anderen Räubern verspeist. Prymnesium dreht den Spieß jedoch um: Sie produziert zeitweise ein Gift, das die Zellmembran angreifender Einzeller zerstört und sogar Fische töten kann. Zum einen eliminiert sie so ihre Feinde, zum anderen verschafft sie sich damit eine zusätzliche Nahrungsquelle. Wissenschaftler um Urban Tillmann am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven konnten zeigen, dass die Alge Geißeltierchen der Art Oxyrrhis marina nicht nur mit ihrem Gift tötet, sondern die Überreste auch verzehrt. Mit dieser Zusatznahrung und unbehelligt von Fressfeinden explodiert dann ihre Population. Obwohl noch nicht endgültig geklärt ist, wann und unter welchen Umständen Prymnesium das Gift produziert, sehen die Forscher einen Zusammenhang mit den gefürchteten Algenblüten. (Alfred-Wegener-Institut, 9.7.2003)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2003, Seite 37
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