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Wissenschaft im Internet: Versuchskarnickel gesucht!



Wissenschaftler, die auf die Befragung und Untersuchung vieler Versuchspersonen angewiesen sind, vor allem Psychologen und Soziologen, suchen sich ihre Probanden zunehmend über das Internet. Gerade die Psychologie, die sich den Vorwurf gefallen lassen muss, dass ihre bevorzugten Versuchspersonen (weiße, untersemestrige Studentinnen und Studenten) die Bevölkerung nur ungenügend repräsentieren, hofft auf diesem Wege verschiedene ethnische und demografische Gruppen schnell und unkompliziert zu erreichen.

Das erste Experiment, an dem jeder Netzbenutzer teilnehmen konnte, wurde 1997 publiziert. Ein Jahr shttp://britneyspears.ac/lasers.htmpäter waren auf der Homepage der American Psychological Society (http://psych.hanover.edu/APS/exponnet.html) bereits 35 aktuelle und für jedermann zugängliche Experimente aufgeführt. 1999 suchten über diese Website 65 Wissenschaftler Versuchspersonen, und Anfang Juli dieses Jahres hat man als potenzieller Proband die Auswahl unter weit über 100 Experimenten und Umfragen.

Viele der eigentlichen Web-Experimente sind grafisch ansprechend gestaltet, dauern nicht zu lange und machen Spaß: Der Experimentator muss sich schon Mühe geben, den Probanden bei der Stange zu halten, denn vorzeitig abzubrechen fällt dem nicht schwer. Zuweilen besteht der Lohn der Mühe auch in einer Auskunft über die eigene Person. Nach dem Ausfüllen eines Persönlichkeitsfragebogens erhielt ich die Antwort: "Sie haben charakterliche Schwächen, die Sie aber erfolgreich kaschieren können." Na ja – wenigstens das!

Die Tücken des virtuellen Labors

Das Web-Experiment stößt allerdings rasch an seine technischen Grenzen. Die Forscher müssen diverse Versuchsparameter ignorieren, die in Laborexperimenten normalerweise kontrolliert werden – Helligkeit des Bildschirms, Lautstärke des Tones und die räumliche Position der Lautsprecher, des Bildschirms und der Hand an der Computermaus. Das ist ein schweres Handicap, denn diese Variablen können die Resultate von Gedächtnis- und Wahrnehmungsexperimenten entscheidend beeinflussen. Man weiß noch sehr wenig über diese Zusammenhänge; deren Erforschung verspricht aber neue Einsichten in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. In dieser Hinsicht sind Web-Experimente der Forschung im Labor stets unterlegen.

Dem stehen als Vorteile gegenüber die Geschwindigkeit der Datenaufnahme, die Einsparung von Laborräumlichkeiten, die geringen Kosten und, als entscheidendes Argument, die große Anzahl an Probanden, welche die statistische Absicherung der Ergebnisse ungeheuer erleichtert. Kopfzerbrechen bereitet den Forschern lediglich, dass sie keinerlei Kontrolle über ihre Versuchspersonen haben. Tatsächlich müssen sie darauf vertrauen, dass die Versuchspersonen nicht betrügen und sich an die Anweisungen halten. Indem sie von ihren Probanden zunächst die Angabe der E-Mail-Adresse verlangen, sie einen Fragebogen zur Person ausfüllen lassen oder ähnliche Hürden errichten, versuchen sie zu erreichen, dass nur Surfer mit der richtigen Einstellung mitmachen.

Die Erfahrungen aus den ersten Jahren des Web-Experiments scheinen weitgehend positiv zu sein. Erste systematische Untersuchungen bestätigen die Reliabilität der neuen Methode: Web- und Laborexperimente liefern vergleichbare Resultate. Die Erwartung aber, dass die Teilnehmer nach Alter, Geschlecht und sozialer Schicht repräsentativ für die Bevölkerung seien, hat sich bis jetzt nicht erfüllt. Noch immer besteht der überwiegende Anteil der Versuchspersonen aus jungen weißen Männern. Mit der weiteren Verbreitung des Internets hoffen manche Wissenschaftler auf Besserung innerhalb der nächsten Jahre – ein Wunsch, der zumindest gegenwärtig etwas unrealistisch erscheint.


Britney Spears und die Halbleiterphysik


Offensichtlich hat die bekannte Popsängerin jede Menge Physik im Kopf; jedenfalls übernimmt niemand anders offiziell die Verantwortung für die sehr fachbezogenen und formelreichen Texte, die in http://britneyspears.ac/lasers.htm zu finden sind.

So weiß Britney Spears uns anschaulich zu illustrieren, dass die Energie E von Leitungs- und Valenzband in einem Halbleiter in guter Näherung durch parabelförmige Funktionen des Wellenzahlvektors k approximierbar ist. "In der Regel sind nur k-Werte nahe dem Minimum des Leitungsbandes und dem Maximum des Valenzbandes von Interesse."

Wer Halbleiterphysik ohne Britney-Bilder genießen will (oder umgekehrt), wird auf der Website ebenfalls mit Links bedient.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2001, Seite 94
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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