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News: Astronomen wird der Blick versperrt

In einem speziellen Umwelt-Symposium, das diesmal nicht von Ökologen, sondern von Astronomen abgehalten wurde, beklagten viele Wissenschaftler, daß die zunehmende Verschmutzung durch Licht und Radiowellen ihre Arbeit deutlich behindert. Auch die wachsende Müllmenge im All erweist sich als ausgesprochen störend.
Auf einem Symposium der International Astronomical Union (IAU), das vom 12. bis 16. Juli 1999 in Wien stattfand, warnten die Redner davor, die Erde praktisch in eine Hülle aus "technologischem Nebel" einzuschließen, welche die Erforschung des Universums verhindert. Im einzelnen nannten die Wissenschaftler vor allem folgende Probleme:

Licht, das nachts den Himmel erhellt, verschlingt nicht nur Unsummen, sondern verhindert auch die astronomische Forschung in vielen Gebieten der Erde. Die Beleuchtung sollte daher in Zukunft nachts die Sichtverhältnisse und damit auch die Sicherheit verbessern, gleichzeitig aber die Lichtabstrahlung nach oben verringern, um astronomische Beobachtungen nicht zu beeinträchtigen.

Radiowellen von Satelliten und anderen Quellen überlagern die extrem schwachen Radiosignale von Himmelsobjekten. Radioastronomen gehören zu den ersten, die von der zunehmenden Nutzung der Erdumlaufbahnen beeinträchtigt wurden. Ihre Teleskope sind so empfindlich, daß ein schnurloses Telefon auf dem Mond zu den "hellsten" Objekten gehören würde. Erdumkreisende Satelliten können jedoch selbst in den entlegensten Gebieten nicht vermieden werden. Jetzt beginnen auch andere, die Auswirkungen zu spüren, wie zum Beispiel Nutzer von Navigations- und Umweltforschungssatelliten. Die Forscher forderten "Radiowellen-freie Zonen", in denen sie ihre Arbeit relativ ungestört fortsetzen können. Außerdem wäre mit den entsprechenden Methoden und einer vernünftigen Reglementierung bei akzeptablen Kosten die Nutzung von Radiowellen für mehrere Interessensgruppen möglich. Auch die Wissenschaftsminister der OECD unterstrichen auf einem Treffen im Juni 1999 dieses Problem. Sie wollen eine Arbeitsgruppe einrichten, die langfristige Lösungen ausarbeiten soll.

Die zunehmende Menge an Müll im Weltraum gefährdet die bemannte und unbemannte Raumfahrt und behindert die bodengestützte astronomische Forschung. Forscher nannten eine Menge von 2000 Tonnen Materie, die im Moment die Erde umkreist.

Der Bau und die Installation von großen leuchtenden Objekten im All würde die Beobachtung des Himmels empfindlich stören und natürlich vor allem nicht abzuschätzende Folgen auf die Umwelt und die Menschen haben. Es gibt zum Beispiel Überlegungen, große Spiegel einzurichten, um Sonnenstrahlung auf die Erde umzulenken. Auch die Nutzung der Erdumlaufbahn für Werbung oder künstlerische Objekte wird diskutiert.

Die Wissenschaftler betonten die wichtige Rolle, welche die Astronomie in den vergangenen Kulturen bis heute spielt. "Der Nachthimmel ist ein elementarer Bestandteil des kulturellen Erbes von Völkern auf der ganzen Welt", sagt Woodruff Sullivan von der University of Washington. Alle weiteren Projekte, die einen negativen Einfluß auf den Weltraum haben könnten, sollten daher auf ihre Verträglichkeit geprüft werden – so, wie es auch für Bauprojekte auf der Erde der Fall ist.

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