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News: Blick auf Merkur

Merkur lässt sich offenbar nicht gern in die Karten schauen. Da er der Sonne so nahe ist und auch fast zeitgleich mit ihr auf- und untergeht, können Astronomen ihn nur unter besonders günstigen Bedingungen beobachten. Dementsprechend existierten bisher auch nur wenige Bilder von seiner Oberfläche. Doch 1998 ist es Astronomen gelungen, gleich mehrere Hunderttausend Aufnahmen zu machen. Mit einem Computerprogramm haben sie nun die besten herausgesucht und zu einem klaren und genauen Bild zusammengefügt.
Der Planet Merkur lässt sich mit bloßem Auge nur schwer beobachten. Meist erscheint er nicht lange vor Sonnenaufgang, oder geht kurz nach der Sonne unter. Mit viel Glück kann man ihn im Frühjahr am Abend oder im Herbst in den Morgenstunden erspähen.

Auch Teleskope haben da ihre Schwierigkeiten. Nicht nur die knappen Beobachtungszeiten sind ein Problem, zusätzlich muss auch noch die Luft klar sein und die Atmosphäre möglichst frei von Turbulenzen. Die bisher einzigen Bilder der Merkur-Oberfläche stammten von der Raumsonde Mariner 10 aus den Jahren 1974 und 1975. Die Fotos zeigten aber nur eine Seite des Himmelskörpers. Seitdem versuchten Astronomen immer wieder, den innersten Planeten unseres Sonnensystems aufzunehmen. Hoch lichtempfindliche Instrumente wie das Hubble Space Telescope können sie dafür allerdings nicht verwenden, da diese vor der intensiven Sonnenstrahlung geschützt werden sollen.

Am 29. August 1998 gelang es Wissenschaftlern von der Boston University nun endlich, auch die unbekannte Seite Merkurs im Bild zu bannen. Kurz nach Sonnenaufgang machte Jeffrey Baumgardner über eineinhalb Stunden hinweg Aufnahmen mit einer CCD-Kamera. Um möglichst klare Bilder zu erhalten, arbeitete er mit sehr kurzen Belichtungszeiten von nur einer Sechzigstel Sekunde. Insgesamt kam das Forscherteam so auf etwa 340 000 Aufnahmen, aus denen sie mit Hilfe von Computerprogrammen die besten auswählten und zu einem Foto zusammenfügten. Letztendlich erhielten sie damit Bilder, die einer Aufnahmezeit von etwa einer halben bis einer Sekunde entsprechen (The Astronomical Journal vom Mai 2000). Auf den Bildern lassen sich viele Details der Merkuroberfläche erkennen. Eine ganze Reihe von Strukturen, wie zum Beispiel helle Krater und dunkle Tiefebenen, erinnern an die Mondoberfläche.

Als nächstes Ziel haben sich Baumgardner und seine Mitarbeiter nun eine Abbildung der Merkur-Atmosphäre gesetzt. Sie entsteht durch Atome, die von der Oberfläche abgesondert werden – ein Prozess, den Astronomen ebenfalls von unserem Erdtrabanten kennen. Dabei könnte es den Forscher helfen, dass in Merkurs Atmosphäre unter anderem Natrium auftritt. Dieses Gas reflektiert Sonnenlicht besonders gut und kann deshalb recht einfach nachgewiesen werden. Aber dafür müssen die Wissenschaftler die Empfindlichkeit ihrer Geräte erst noch verbessern. "Wir hoffen, dass wir unseren ersten Experimente zum Nachweis von Natrium in der Merkur-Atmosphäre im Herbst starten können", sagt Baumgardner.

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