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Schmerztherapie: Chilischärfe mit Selbstzerstörung

Capsaicin, der Schärfestoff der Chilis, hilft gegen Schmerz und Juckreiz, hat aber Nebenwirkungen. Ein chemischer Trick soll das Problem nun lösen.
Chilischoten

Scharf ist, was zweimal brennt, weiß der Volksmund – das Capsaicin, das Chilis ihre Schärfe verleiht, ist überraschend langlebig. In der Medizin aber ist das ein Problem. Der Schärfestoff wirkt gegen den Schmerzrezeptor TRPV1 und hilft so bei Schmerzen und Juckreiz, hat aber unangenehme Nebenwirkurgen wie erhöhte Körpertemperatur, Brennen auf der Haut oder gar offene Stellen. Diese Probleme soll nun ein Capsaicin mit Verfallsdatum lösen, das ein Team um Tracey Pirali von der Università del Piemonte Orientale entwickelt hat. Wie die Arbeitsgruppe im »Journal of Medicinal Chemistry« berichtet, zerfällt der neue Stoff langsam auf der Haut, so dass die Wirkung nach 90 Minuten verfliegt. Im Mäuseversuch wirke er ähnlich wie Capsaicin, jedoch mit weniger Nebenwirkungen.

Capsaicin besteht, grob gesagt, aus einem Ring an einem Ende und einer langen Kette aus Kohlenstoff und Wasserstoff am anderen. Die Forscherin baute in diese Kette eine chemische Sollbruchstelle ein – eine Esterbindung, die von Enzymen auf der Haut gespalten wird. Die so hergestellte Capsaicin-Variante ist quasi biologisch abbaubar. Um einen als Medikament geeigneten Stoff zu finden, stellte die Arbeitsgruppe viele verschiedene capsaicinähnliche Moleküle mit dieser Sollbruchstelle her und testete sie am Membranprotein TRPV1. Jene Moleküle, die am besten mit diesem Zielmolekül wechselwirkten, testete sie dann an Mäusen. Wie das Team berichtet, macht das Molekül die Haut der Tiere unempfindlicher gegen Hitze und Schmerz, ohne jedoch Schwankungen der Körpertemperatur auszulösen.

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