Am Beginn der für mich schönsten Jahreszeit stehen sich abends
am Himmel zwei große Raubtiere gegenüber. Hoch oben im Zenit lauert
der Große Bär ("Ursa Maior", UMa), dessen Hinterteil besser als das Sternmuster
Großer Wagen bekannt ist. Vom Süden her greift der Löwe ("Leo") an, mit seiner ebenfalls
unverwechselbaren Anordnung von Sternen.
Auf unseren Übersichtskarten sehen Sie den Löwen im Südwesten auf halbem Weg zum Zenit. Brust, Nacken, Mähne und Kopf – der westliche (rechte) Teil der Konstellation –
sind als eigenes Sternmuster bekannt: als "umgedrehtes Fragezeichen" oder als
"Sichel". An ihrem Griff, dem Vorderlauf des Löwen, befindet sich der 1.-Größe-
Stern Regulus (Alpha Leonis). Der Name bedeutet "kleiner König", ein angemessener
Titel für den hellsten Stern im König der Tiere. Obwohl Regulus nur
eine scheinbare Helligkeit 1,4ter Größe hat, zählt er gerade noch in die Kategorie
der 1.-Größe-Sterne, da die Grenze zur 2. Größe bei 1,5 liegt. Somit rangiert Regulus
nur eine halbe Größenklasse vor dem zweithellsten Stern, Algieba (Gamma
Leonis), ebenfalls in der Sichel. Mit einem Teleskop können Sie erkennen,
dass dieser ein wunderschöner Doppelstern mit zwei gelborangefarbenen
Komponenten ist.
Das Hinterteil des Löwen wird durch ein rechtwinkliges Dreieck gebildet, ein
ganzes Stück links von der Sichel. Sein östliches Ende, die Schwanzspitze der
Raubkatze, markiert der 2,1te Größe helle Denebola (Beta Leonis). Direkt nördlich (wenn wir den Kleinen Löwen übergehen, der so unscheinbar ist, dass er auf unseren Übersichtskarten
nicht auftaucht) trottet der Große Bär gen Westen. Seine hellsten Sterne
bilden den Großen Wagen. Sie scheinen mit 2. Größe, nur der schwächere Megrez,
die Verbindung zwischen Kasten und Deichsel, hat 3. Größe.
Die zwei Sonnen gegenüber der Deichsel, die die Rückwand des Kastens bilden, sind Dubhe und Merak (Alpha und Beta Ursae Maioris). Sie sind der berühmte
Wegweiser zum Polarstern: Ziehen Sie eine gedachte Linie von Merak, der unteren Ecke, durch Dubhe, der oberen, und verlängern Sie die Strecke um etwa das Fünffache. Der einzige hellere Stern, der sich nun ganz dicht neben oder sogar auf der Linie befindet, ist Polaris.
Dies ist nicht die einzige Hilfestellung, die uns der Große Wagen liefern kann. Wie auch der Gürtel des Orions dient er als kosmischer Wegweiser – doch dazu nächsten Monat mehr.
Planeten im April
Merkur geht erst eine gute halbe Stunde vor der Sonne auf. Mit ein wenig Glück
können Sie ihn in der Morgendämmerung tief über dem Osthorizont entdecken.
Suchen Sie ihn am besten mit einem Fernglas, tief links unterhalb der Venus
in der fortgeschrittenen Dämmerung
Venus taucht früher auf als Merkur und bleibt den ganzen Monat als heller
Morgenstern tief im Osten. Mars verblasst diesen Monat auf 1,5te
Größe. Allerdings zieht er immer noch die Aufmerksamkeit auf sich, wenn er
vom Stier ("Taurus") in die Zwillinge ("Gemini") wandert. Beobachten Sie ihn
mit einem Feldstecher oder Weitwinkelfernrohr, wenn er am 16. und 17. April
nur ein Grad nördlich am Sternhaufen M 35 vorbeizieht. Am 30. April zieht er einen Vollmonddurchmesser (ein halbes Grad) entfernt an Epsilon
Geminorum vorbei.
Jupiter geht Anfang April erst nach 23 Uhr im Sternbild Waage ("Libra") auf, dagegen steht er drei Wochen später bereits bei Ende der Dämmerung
tief im Ostsüdosten als hellster Lichtpunkt am Abendhimmel. Zwischen dem
23. und 27. April ist er weniger als ein Grad von Zuben Elgenubi (Alpha Librae) entfernt, einem weit auseinander stehenden Doppelstern, dessen Komponenten
Sie bereits mit einem Feldstecher unterscheiden können.
Saturn steht während der Abenddämmerung hoch im Südwesten und füllt mit seinem Glanz das dunkle Loch zwischen Pollux in den Zwillingen und Regulus im Löwen. Wenn Sie ihn regelmäßig mit einem Fernglas beobachten, wird Ihnen
auffallen, dass er in der zweiten Hälfte des Monats langsam nach Osten in Richtung
M 44 wandert, dem Bienenstockhaufen im Krebs.
Den Mond sehen Sie am 3. April oberhalb von Mars und am 6. über Saturn. Direkt nach Vollmond geht er am Abend des 14. April etwas weiter links zusammen mit Jupiter auf. Vor Sonnenaufgang am 24. April steht die abnehmende Sichel nahe bei Venus.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.
Schreiben Sie uns!