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News: Der Ursprung der Pandemie

Vermutet haben Wissenschaftler schon länger, daß der Erreger der menschlichen Immunschwäche AIDS einst von Affen auf den Menschen übergegangen ist. Gewißheit brachten aber erst die neuesten genetischen Vergleiche von Viren aus infizierten Schimpansen mit Isolaten des menschlichen HI-Virus. Danach stammt die Seuche aus dem westlichen Äquatorialafrika. Während die Infektion für Menschen meist tödlich verläuft, leben die Schimpansen seit langer Zeit mit dem Virus, ohne daran schwer zu erkranken. Mit dem Wissen, von welcher Rasse der Erreger übertragen wurde, wollen Forscher nun ergründen, wie die Tiere der Krankheit widerstehen.
Zu 98 Prozent haben wir das gleiche genetische Material wie Schimpansen. Dennoch löst das HI-Virus bei Menschen die gefürchtete Immunschwächekrankheit AIDS aus, während das entsprechende Affen-Virus SIV (simian immunodeficiency virus) seinem Wirt weniger gefährlich wird. Um zu verstehen, worin der entscheidende Unterschied liegt, wollen HIV-Forscher in Freiheit lebende Affen studieren. Mit genetischen Methoden haben sie als ersten Schritt herausgefunden, von welcher Schimpansen-Unterart das Virus höchstwahrscheinlich auf den Menschen übergegangen ist (Nature vom 4. Februar 1999, voller Text, begleitender Kommentar).

Bis vor kurzem gab es nur Aufzeichnungen über drei Schimpansen, die mit einem HIV-1-ähnlichen Virus infiziert waren. Eines dieser Viren zeigte obendrein nur schwache Übereinstimmungen mit HIV-1.

Dann entdeckte Beatrice H. Hahn von der University of Alabama in Birmingham zusammen mit einem internationalen Forscherteam einen vierten infizierten Schimpansen. Die Wissenschaftler analysierten daraufhin die vier SIV-Isolate genau und verglichen sie mit verschiedenen HIV-1-Stämmen. Außerdem bestimmten sie die Rassenzugehörigkeit der Affen.

Sie stellten fest, daß die drei Isolate von Schimpansen der Unterart Pan troglodytes troglodytes, die in Westäquatorialafrika heimisch ist, stark den HIV-Typen M, N und O ähneln. Während die N- und O-Form nur in Westäquatorialafrika anzutreffen sind, ist die M-Variante für die globale Pandemie verantwortlich. Die Ergebnisse verraten auch, daß einige der Viren durch genetische Rekombination in Schimpansen entstanden, bevor sie auf den Menschen übertragen wurden.

Aus ihren Daten folgern die Wissenschaftler, daß Pan troglodytes troglodytes das natürliche Reservoir des HIV-1 ist und mindestens drei voneinander unabhängige Male die Quelle bei einem zwischenartlichen Virentransfer von Schimpansen auf Menschen war. Nach ihrer Ansicht wurde das Virus in die menschliche Population hineingetragen, als Jäger mit dem Blut getöteter Affen in Berührung kamen. Trifft diese Vermutung zu, droht auch weiterhin der Menschheit Gefahr aus Westafrika. Denn auch heute noch werden dort Schimpansen und andere Tiere gejagt und gegessen.

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