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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Ferne Planeten und Sternhaufen

In der zweiten Novemberhälfte empfehlen sich wegen des hellen Mondlichts eher hellere Himmelsobjekte wie die Planeten Neptun und Uranus oder offene Sternhaufen.
Der offene Sternhaufen der Plejaden
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Die Herbststernbilder zwischen Wassermann und Stier sind jetzt die ganze Nacht über am Himmel zu sehen. Durch den hellen Vollmond am 23. November ist jedoch der Blick auf lichtschwache Objekte getrübt. Zum Glück präsentiert der Sternhimmel im Herbst viele hellere Objekte, die man auch mit kleinen Teleskopen, einem guten Fernglas oder sogar mit dem bloßen Auge sehen kann.

Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im November empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik »Aktuelles am Himmel«, die in jedem Heft von »Sterne und Weltraum« erscheint.

Der Mars ist am Abendhimmel immer noch gut im Süden zu erkennen. Neben dem Mond ist er eines der hellsten Himmelsobjekte. Der Rote Planet steht in der ersten Nachthälfte im Südwesten zwischen den Sternbildern Steinbock und Wassermann. Er kreist langsamer als die Erde auf seiner Bahn um die Sonne und entfernt sich von uns, da ihn unser Planet auf der Innenbahn überholt hat. Bei hoher Vergrößerung lassen sich grobe Details auf seiner Oberfläche ausmachen. Besonders auffällig ist dabei ein großer dunkler Bereich, der die Namen Syrtis Major und Thyrrena Terra trägt.

Mars im Amateurteleskop | Es lassen sich dunklere und hellere Bereiche erkennen, bei guter Sicht zeigt sich manchmal auch eine weiße Polkappe. Das Bild nahm Markus Vertesich in österreichischen Fehring mit einem 20-Zentimeter-Newton-Teleskop auf.

Weiter in Richtung Wassermann treffen wir auf den Gasplaneten Neptun. Er sieht im Teleskop sehr unspektakulär aus und zeigt sich in kleinen Teleskopen als dunkelblauer Punkt. Der Planet leuchtet nur 7,9 mag hell und ist daher nicht ohne optische Hilfsmittel zu entdecken. Noch ein Stück weiter entlang der Ekliptik und durch das Pegasus-Quadrat findet man Uranus. Dieser Gasriese hat wegen seines geringeren Abstands zu uns scheinbar einen etwas größeren Durchmesser als Neptun und wirkt im Teleskop eher grünlich. Uranus ist mit 5,7 mag deutlich heller als Neptun und kann in dunklen Nächten mit dem bloßen Auge als kleines Sternchen gesehen werden, wenn seine Position exakt bekannt ist. Details auf seiner Oberfläche beziehungsweise in den höheren Atmosphärenschichten sucht man aber auch bei Uranus vergeblich.

Der offene Doppelsternhaufen h&chi im Perseus | Dieser Sternhaufen eignet sich wegen seiner großen Ausdehnung ideal für kleinere Optiken. Das Sternbild Perseus ist auf der linken Seite zu sehen. Rechts daneben bildet die Kassiopeia das berühmte Himmels-W. Der Doppelsternhaufen lässt sich dazwischen als kleines Wölkchen zu erkennen. Zur Beobachtung sollte man eine möglichst geringe Vergrößerung verwenden. Das Bild nahm Harald Lutz in der Nähe von Sindelfingen auf.

Sternhaufen gehören zu den am einfachsten zu beobachtenden Himmelsobjekten. Der offene Doppelhaufen h&chi im Perseus ist dafür ein gutes Beispiel. Er befindet sich mitten zwischen den Sternbildern Perseus und Kassiopeia und ist schon mit bloßem Auge als kleines Wölkchen zu erkennen. Die Andromeda-Galaxie ist ebenfalls schon ohne Hilfsmittel sichtbar, der helle Mond überstrahlt jedoch ihre schwachen äußeren Bereiche, so dass man nur den Kern der Galaxie wahrnimmt. Das Licht dieser Welteninseln stammt von ihren unzähligen Sternen, die über das ganze sichtbare Spektrum leuchten. Daher dunkeln Nebelfilter hier nur die Galaxie ab und haben keinerlei Nutzen für den Beobachter.

Südlich des Perseus liegt eine auffällige Gruppe von relativ hellen Sternen: Die Plejaden (Messier 45) sind eine Ansammlung von einigen hundert bläulich weißen Sternen in einer Entfernung von etwa 400 Lichtjahren. Sie lassen sich ideal in einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop beobachten.

Die offenen Sternhaufen der Plejaden und Hyaden in der Übersicht | Im Sternbild Stier lassen sich die attraktiven Sternhaufen der Hyaden (unterhalb der Bildmitte) und der Plejaden (oben rechts) beobachten. Die Hyaden bilden eine v-förmige Sternansammlung und sind der Kopf des mythischen Himmelsstiers. Die Plejaden sind auch als das Siebengestirn bekannt. Das Bild nahm Bernhardt Gotthardt von der Postalm in Österreich mit einem 50-Millimeter-Objektiv auf.

Noch einige Grad weiter südlich ist das Sternbild Stier zu sehen. Ein großer v-förmiger Teil bildet den Kopf des Himmelsstiers und besteht aus dem Sternhaufen der Hyaden. Die Sterne sind uns mit rund 150 Lichtjahren relativ nahe und deshalb so breit verstreut. Der helle Aldebaran – der Hauptstern des Stiers – ist jedoch kein Haufenmitglied. Er ist ein Roter Riese in einer Entfernung von 67 Lichtjahren, weist die 2,5-fache Masse unserer Sonne auf und erreicht den 44-fachen Durchmesser unseres Zentralgestirns. Möglicherweise handelt es sich sogar um einen Doppelstern; der Begleiter ist jedoch nicht mit Amateurteleskopen sichtbar.

Der blaue Schneeball (NGC 7662) | Durch seine Kompaktheit und die Möglichkeit, den Kontrast mit Nebelfiltern stark zu verbessern, ist der planetarische Nebel NGC 7662 auch bei störendem Mondlicht ein gutes Beobachtungsziel. Die Aufnahme machte Reinhard Fukerieder von Wiener Neustadt in Österreich aus und verwendete dabei ein Teleskop vom Typ Skywatcher 120ED.

Der blaue Schneeball (NGC 7662) steht zurzeit hoch am Himmel im Zenit. Der kleine planetarische Nebel ist kompakt und lässt sich daher auch bei störendem Mondlicht noch ganz gut beobachten. Ein Nebelfilter wie beispielsweise UHC- oder bei größeren Teleskopen sogar ein OIII-Filter sind hier besonders hilfreich. Planetarische Nebel sind Emissionsnebel. Der ausglühende Kern des ursprünglichen Sterns regt die zuvor abgestoßenen Gashüllen durch seine UV-Strahlung zum Leuchten an. Je nach Element lässt sich eine andere Farbe beobachten. So leuchtet Wasserstoffgas zum Beispiel rot, während der dreifach ionisierte Sauerstoff eher bläulich-türkis erscheint. Das Rot des Wasserstoffs ist jedoch so tief, dass es von unseren Augen kaum wahrgenommen wird. Sie sind eher im grünen Bereich empfindlich, weshalb kompakte planetarische Nebel in größeren Teleskopen oft einen grünen oder bläulichen Farbton haben. Auch bei großen und hellen Nebelgebieten wie dem Orionnebel Messier 42 sieht man daher zuerst eine grünliche Schattierung, obwohl der Nebel eigentlich eher rötlich ist.

Der blaue Schneeball erscheint auch auf Fotos hauptsächlich blau mit einer ringförmigen Struktur in der Mitte. Er sollte mit mittleren bis hohen Vergrößerungen um 100-fach beobachtet werden, um Details erkennen zu können und den Hintergrund etwas abzudunkeln. Seine Position bildet am Himmel ein gleichseitiges Dreieck mit den Sternen Sirrah (Alpha Andromedae) und Sheat (Beta Pegasi).

Aufsuchkarte für den blauen Schneeball | Im Norden des Sternbilds Pegasus lässt sich der Blaue Schneeball, ein planetarischer Nebel, sichten.

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