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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Die Venus verschwindet hinter dem Mond

Das Highlight in der ersten Aprilhälfte ist die Bedeckung der Venus durch den Mond am Taghimmel. Allerdings müssen Sie bei der Beobachtung Vorsicht walten lassen.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

In der ersten Aprilwoche, am 7. April, ist Neumond, und wir können uns daher wieder den leuchtschwächeren Objekten des Nachthimmels zuwenden. Dieser Neumond ist jedoch besonders interessant. Es steht zwar keine Sonnenfinsternis an, aber am Tag vorher bedeckt der Mond die Venus. Am Morgen des 6. April erscheint der Mond als extrem schmale Sichel am Taghimmel. Er wird die Venus gegen 9:30 Uhr MESZ mit der hellen Seite voran bedecken, bis sie rund eine Stunde später wieder plötzlich hinter der dunklen Seite auftaucht. Das Ereignis findet zwar am Tag statt, lässt sich aber trotzdem gut beobachten, da Mond und vor allem die Venus hell genug sind, um vor dem blauen Himmel sichtbar zu sein. Ebenso übrigens Jupiter und Saturn. Mit größeren Teleskopen sind sogar die hellsten Sterne bei Tag zu sehen. Das Problem dabei ist nur, sie zu finden.

Der Mond bedeckt die Venus am Taghimmel | Am Morgen des 6. April 2016 gegen 9:30 Uhr MESZ bedeckt der Mond mit der beleuchteten Sichel voran unseren Nachbarplaneten Venus für rund eine Stunde am Taghimmel.

Gefahrenhinweis:

Bitte versuchen Sie nur mit extremer Vorsicht, astronomische Objekte am Taghimmel zu beobachten. Besonders in der Nähe der Sonne darf man niemals "auf gut Glück" mit dem Teleskop suchen, sondern muss planvoll das Objekt einstellen. Ein kurzer Schwenk aus Versehen über die Sonne mit dem Teleskop oder dem Sucher kann permanente Blindheit bedeuten!

Man kann sich bei der Suche allerdings die Sonne zu Nutze machen, denn sie ist am Taghimmel der einzige Orientierungspunkt. Zum Aufsuchen der Venus benötigen Sie eine äquatoriale oder deutsche Montierung mit Skalen an den Achsen. Stellen Sie die Montierung in Waage, und richten Sie den Polblock mit einem Kompass Richtung Norden aus. Stellen Sie danach am Polblock Ihre geografische Breite ein. Jetzt zeigt diese Drehachse (die Rektaszensions- oder Stundenachse) in Richtung des Polarsterns. Mit geschlossenem Objektivdeckel können Sie danach das Teleskop zur Sonne ausrichten. Je besser sie getroffen ist, desto kleiner ist der Schatten des Teleskops. Jetzt müssen Sie die Skalen an der Montierung benutzen. Verstellen Sie die Rektaszension um -1 Stunde in Richtung Westen und die andere Achse, die Deklination, um -7,7 Grad, also nach unten. Anschließend können Sie den Objektivdeckel abnehmen und mit kleiner Vergrößerung nach Mond und Venus suchen. Bitte achten Sie vorher darauf, dass das Teleskop scharfgestellt ist, beispielsweise auf eine weit entfernte Kirchturmspitze. Der Mond erscheint im Teleskop sehr flau mit wenig Kontrast. Die Venus ist ein kleiner weißer Stecknadelkopf vor dem blauen Himmel. Beide stehen nahe zusammen und sollten leicht zu finden sein.

Der Mond in den Hyjaden | Der Mond zieht am 10. April durch den offenen Sternhaufen der Hyjaden im Sternbild Stier, knapp an Aldebaran vorbei.

Wenige Tage nach der Bedeckung nimmt der Mond wieder zu und zieht am Abend des 10. April als tolles Fotomotiv durch den offenen Sternhaufen der Hyjaden im Stier. Sobald der Mond untergegangen ist, hat man die Chance auf einen so genannten Messier-Marathon. Aber keine Angst, Sie müssen dafür keine kilometerlangen Wege laufen. Im Gegenteil, hier ist Sitzfleisch gefragt. Unter einem Messier-Marathon versteht man die Beobachtung von möglichst allen der 110 Objekte des Messier-Katalogs innerhalb von nur einer Nacht. Das ist nur in dieser Zeit des Jahres möglich.

Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im April empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik "Aktuelles am Himmel", die in jedem Heft von "Sterne und Weltraum" erscheint.

Die Tage werden langsam länger, und somit erhöht sich auch der Sonnenstand. Das führt dazu, dass es vermehrt zu Sichtbarkeiten der unzähligen Satelliten kommt, die im All über unseren Köpfen herumschwirren. Allen voran die ISS, die mit ihren großen Solarzellenauslegern extrem hell über den Himmel zieht. Eine weitere spektakuläre Erscheinung liefern die Iridium-Satelliten. Diese verfügen über stark reflektierende Antennen und sind Teil eines Satellitentelefon-Netzwerks. Befindet man sich nun genau im nur wenige Kilometer breiten Lichtkegel des reflektierten Sonnenlichts, so erscheint wie aus dem Nichts ein gleißend helles Licht am Himmel, um ein bis zwei Sekunden darauf wieder im Nichts zu verschwinden.

Ein Iridium-Flare im Sternbild Fische | Am 27. November 2015 konnte Andrea Sittig-Kramer den Satelliten Iridium-95 im Sternbild Fische in Reflexionsstellung abbilden. Er leuchtete bis zu –4,5 mag hell, war also mit der Venus im größten Glanz zu vergleichen.

Zum Glück müssen Sie bei solchen Ereignissen nicht auf den Zufall warten, sondern können sich die Ereignisse über Websites wie www.heavens-above.com oder auf dem Smartphone per App für Ihre individuelle Position vorhersagen lassen. Die meisten Satelliten aber sehen am Himmel recht unspektakulär wie Sterne aus, die sich allerdings gleichförmig bewegen.

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