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News: Doppelherz

Die meisten Galaxien haben in ihrem Inneren ein zentrales, massereiches Schwarzes Loch. Doch immer wieder kommt es vor, dass zwei Sternsysteme gegenseitig in den Bann ihrer Schwerkräfte geraten und sich vereinen. Jetzt fanden Forscher womöglich den ersten Beweis, dafür dass in solchen Galaxien schließlich zwei Schwarze Löcher umeinander kreisen.
Doppelherz
Genau wie in unserer Milchstraße auch, kreisen in den meisten der rund 200 Milliarden Galaxien des bekannten Universums 100 bis 200 Milliarden Sterne um ein gemeinsames Zentrum, welches nichts anderes ist als ein gigantisches Schwarzes Loch, das im Fall unseres Sternsystems vermutlich kaum größer ist als die Bahn der Erde um die Sonne, in dem aber einige Millionen Sonnenmassen vereint sind.

Nun gibt es auch in den Weiten des Alls Regionen, wo sich die Galaxien drängeln und es mitunter zu Kollisionen kommt. Unsere Galaxis etwa ist nach dem Andromedanebel die zweitgrößte von ungefähr 30 Galaxien der so genannten Lokalen Gruppe, und während wir noch mit rund 80 Kilometern pro Sekunde auf Andromeda zurasen, sind andernorts längst unzählige Galaxien ihren Anziehungskräften erlegen und haben sich vereint. Es gibt viele Beispiele solcher Vereinigungen, manche davon, wie das der Antennengalaxie, finden sich auf Kalenderbildern wieder.

Doch bisher sah noch niemand, was aus den zentralen, massereichen Schwarzen Löchern zweier kollidierender Galaxien wurde: Es müsste Galaxien geben, in deren Mitte es zwei Schwarze Löcher gibt, die einander umkreisen.

Nun sind Schwarze Löcher zwar per se unsichtbar, sie verraten sich aber dennoch, weil sie in ihrer Rotationsebene eine Akkretionsscheibe ausbilden, aus der sie unablässig gigantische Materiemengen aufsaugen. Senkrecht dazu schießen mächtige Energieströme, die so genannten Jets, aus dem Schwarzen Loch und senden dabei kräftige Radiostrahlung aus.

Und noch etwas verraten diese Jets, nämlich, ob das Schwarze Loch alleine ist oder ob es sich mit einem anderen im Kreise dreht: In Doppelsystemen würden diese Jets deshalb nicht ortsfest sein, sondern einer Kreisbahn folgen.

Hiroshi Sudou von der Tohoku University ist es zusammen mit Kollegen nun womöglich zum ersten Mal gelungen, solch kreisende Jets ausfindig zu machen und damit die erste Galaxie mit zwei Herzen nachzuweisen. Ein Jahr lang richteten die Forscher die zehn von Hawaii bis Puerto Rico verstreuten Radioteleskope des Very Long Baseline Arrays auf die Galaxie 3C 66B aus und vermaßen dabei sechs Mal die exakte Position der Jets. Als Bezugspunkt diente ihnen dabei das stationäre Schwarze Loch einer weiter entfernten Galaxie.

Und tatsächlich: Im Laufe des einen Jahres beschrieb 3C 66B eine, wie Sudou sagt, "sehr schöne Ellipse". "Gute Arbeit", meint denn auch Donald Backer von der University of California in Berkeley. Überzeugt ist er deshalb aber nicht. "Diese einjährige Periode ist mir unheimlich", weshalb Backer den Verdacht hegt, die japanischen Kollegen hätten nichts anderes gemessen, als den Lauf der Erde um die Sonne.

Sudou und seine Kollegen versichern zwar, dass ein solcher Effekt ausgeschlossen sei, wollen aber am Ball bleiben. Jetzt hoffen sie, dass diese Ellipse im Laufe der Zeit kleiner wird. Das hätte dann mit der Erdbahn nichts mehr zu tun und bewiese, dass sich die beiden Schwarzen Löcher einander annähern.

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