Direkt zum Inhalt

News: Eichhörnchens Zukunftspolitik

Während uns eher die Sorge um die eigene Absicherung im Alter umtreibt, steht bei den Eichhörnchen die Zukunft des Nachwuchses im Vordergrund. Neben dem eigenen Konto von Nüssen und Eicheln für die kalte Jahreszeit, legen sie auch eines für den eigenen Nachwuchs an. Und dies tun sie bereits Monate vor der Paarungszeit.
Die Zukunftssicherung der Eichhörnchen hat schon symbolischen Charakter. Dabei denken die Tiere bei ihren Bemühungen aber nicht nur an sich selber, sondern auch an ihre Erben. Eichhörnchen treffen nämlich mit ihren versteckten Nahrungsvorräten zum einen Vorsorge für einen kalten Winter, zum anderen erleichtern sie dem Nachwuchs den Start ins Leben – Nachwuchs, der noch lange nicht gezeugt ist.

Stan Boutin vom Department of Biological Sciences der University of Alberta in Edmonton hat sich mit seinen Mitarbeitern in den Wäldern der kanadischen Provinz Alberta auf die Lauer gelegt, um eine Erklärung dafür zu finden, dass die roten Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) mehr Vorräte anlegen, als für sie selber nötig wären. Dazu konzentrierten sie sich auf eine Gruppe von 16 Weibchen, von denen die eine Hälfte bis dahin noch keine Jungen aufgezogen hatte, die andere hingegen darin bereits erfahren war.

Im Laufe der Zeit legten sieben der Weibchen neben den normalen Futterverstecken weitere Vorräte an. Dabei gehörte nur eines der Tiere zu der Gruppe der unerfahrenen Weibchen. Offenbar wussten sie also aus Erfahrung, dass sich im folgenden Frühjahr Nachwuchs einstellen würde (Royal Society Proceedings B vom 22. Oktober 2000).

Normalerweise sind derlei Verhaltensweisen durch hormonelle Veränderungen gesteuert. Auch eigene Vorteile oder neugeborene Junge können Auslöser dafür sein. Doch keiner der Gründe läßt sich auf die Anlage zusätzlicher Nahrungsressourcen übertragen. So werden die Reserven bereits vier bis sechs Monate vor der Paarung angelegt, außerdem führten die Vorräte nicht zu einem höheren Gewicht oder einer größeren Zahl von Nachkommen.

Deshalb kommt Boutin mit seinen Kollegen zu dem Schluss, dass die Nagetiere langfristige Vorsorge treffen, um dem Nachwuchs eine sichere Zukunft zu schaffen. So konnten sie auch feststellen, dass in allen diesen Fällen jeweils eines der Jungen auch nach einem Jahr noch in der Gegend weilte. In der Jungenaufzucht unerfahrene Weibchen müssen das Verhalten offensichtlich erst lernen.

Natürlich geht dies Verhalten zulasten der Mütter. So müssen sie beispielsweise die Grenzen ihrer Reviere ausweiten, was immer wieder zu Kräfte zehrenden Rangeleien mit der Nachbarschaft führt. Aber das ist gleichsam das Kleingedruckte im Generationenvertrag und der Preis, den es zu zahlen gilt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.