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Beobachtungstipps: Ein neuer Morgenstern

Im Juni verabschiedet sich Merkur vom Abendhimmel. Venus wird zum Morgenstern, eine Rolle, die sie bis zum Jahresende behalten wird. Einen Monat vor ihrer »Doppelopposition« sind Jupiter und Saturn fast die ganze Nacht sichtbar. Ein Monatshighlight ist ihre Begegnung mit dem Mond.
Falschfarbenkomposit der Saturn-Atmosphäre. In grün die Aurora.

Merkur setzt Anfang Juni seine Abendsichtbarkeit aus dem Vormonat fort. Er erreicht am 4. Juni mit einem Winkelabstand von 23,6 Grad von der Sonne seine größte östliche Elongation. Am Abend des Monatsersten steht der kleine Planet bei Ende der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad; gegen 22:05 Uhr MESZ) knapp zehn Grad über dem Westnordwesthorizont. Bis zum 10. Juni sinkt diese Höhe zum genannten Zeitpunkt auf sieben Grad. Zur Monatsmitte verblasst Merkur damit in der Abenddämmerung, zumal seine scheinbare Helligkeit von 0,3 mag am 1. Juni auf 1,6 mag am 15. Juni abnimmt. Zu Begegnungen mit dem Mond oder hellen Planeten kommt es dabei nicht mehr.

Venus steht am 3. Juni in unterer Konjunktion. Sie wandert an diesem Tag etwa 12 Bogenminuten nördlich an der Sonnenscheibe vorbei und ist damit unbeobachtbar. Schon ab dem 20. Juni kann sie – klare Luft und freie Sicht Richtung Ostnordosten vorausgesetzt – mit Hilfe eines Fernglases bei Ende der bürgerlichen Dämmerung gegen 04:26 Uhr zwei bis drei Grad hoch am Morgenhimmel aufgespürt werden. Es ist der Beginn einer Morgensichtbarkeit, die sich bis Anfang 2021 hinziehen wird. Am 30. Juni erreicht Venus gegen 04:30 Uhr eine Horizonthöhe von rund acht Grad. Mit einer scheinbaren Helligkeit von –4,7 mag ist sie unter klarem Himmel trotz noch relativ tiefen Stands strahlend hell zu sehen. Im Teleskop erscheint die Venus am Monatsletzten als 44 Bogensekunden große, zu 18 Prozent beleuchtete Scheibe.

Mars ist auch ein Planet des Morgenhimmels. Wir finden ihn im Sternbild Wassermann, wo er am 13. Juni etwa 1,6 Grad südlich am Planeten Neptun vorbeiwandert (siehe Grafik unten). Seine Aufgänge verfrühen sich im Monatslauf von 02:20 Uhr (1. Juni) auf 01:00 Uhr (30. Juni). Die scheinbare Helligkeit von Mars nimmt im gleichen Zeitraum von –0,1 mag auf –0,5 mag zu. Am Monatsende steht der Rote Planet bei beginnender bürgerlicher Dämmerung schon fast 30 Grad hoch. Auch deshalb wird er langsam für Teleskopbeobachter interessant: Sein scheinbarer Durchmesser steigt bis Ende Juni auf immerhin gut elf Bogensekunden. Selbst wenn die Luftunruhe das Erkennen von Oberflächendetails noch schwierig machen sollte – ausmachen kann man sicher die deutliche Lichtphase unseres äußeren Nachbarplaneten von rund 84 Prozent. Der abnehmende Mond passiert Mars am Morgen des 13. Juni gut drei Grad südlich.

Mond, Mars und Neptun | Am frühen Morgen des 13. Juni 2020 erwartet uns über dem Südosthorizont, im östlichen Teil des Sternbilds Wassermann, ein Treffen dreier ungleicher Mitglieder des Sonnensystems: Mond, Mars und der ferne Neptun können gleichzeitig im Bildfeld eines Fernglases gesehen werden.

Jupiter, −2,7 mag hell und tief im Sternbild Schütze stehend, nähert sich seiner Oppositionsstellung, die er am 14. Juli erreichen wird. Der Riesenplanet geht am 1. Juni um 00:17 Uhr auf und kulminiert um 04:35 Uhr – also mit Beginn der bürgerlichen Dämmerung. Bis zum 30. Juni verschieben sich diese Uhrzeiten auf 22:15 beziehungsweise 02:30 Uhr. Jupiter wird also im Laufe dieses Monats vom Planeten der zweiten Nachthälfte zum Beobachtungsobjekt für (fast) die gesamte Nacht. Teleskopbeobachter kommen auf ihre Kosten – sofern die niedrigen Kulminationshöhe von nur 18 Grad ausreichende Vergrößerungen zulassen: Entlang seines Äquators gemessen, erscheint der Planet zum Monatsende 47,2 Bogensekunden groß. Es lohnt sich, Jupiters große Monde und seinen Großen Roten Fleck zu betrachten.

Mond, Jupiter und Saturn | Es ist wieder der Mond, der den Planeten auf die Pelle rückt. Am Morgen des 9. Juni trifft er das Gasriesengespann aus Jupiter und Saturn nah am Horizont. Diese sehenswerte Konstellation sollten Sie sich nicht entgehen lassen.

Saturn erreicht seine Opposition am 21. Juli. Entsprechend ist er Jupiter auf den Fersen: Der 0,3 mag helle Ringplanet steht fünf bis sechs Grad östlich von diesem, an der Grenze vom Sternbild Schütze zum Steinbock. Sein Aufgang erfolgt nur wenige Minuten später als der Jupiters (00:30 Uhr am 1. Juni, beziehungsweise 22:32 Uhr am 30. Juni). Am Monatsletzten kulminiert Saturn um 02:55 Uhr, leider nur knapp 20 Grad hoch. Das Saturnscheibchen erscheint unter einem Winkel von etwa 18 Bogensekunden; das Ringsystem ist 21 Grad geöffnet. Der abnehmende Mond passiert die beiden Riesenplaneten am Morgen des 9. Juni südlich (siehe Grafik oben).

Uranus befindet sich im Sternbild Widder und erreicht eine scheinbare Helligkeit von 5,9 mag. In der zweiten Monatshälfte geht er kurz vor der Morgendämmerung tief über dem Osthorizont am 15. Juni um 02:59 Uhr und am 30. Juni um 02:01 Uhr auf.

Neptun setzt am 23. Juni zu seiner diesjährigen Oppositionsschleife an. Der Gasplanet des äußeren Sonnensystems steht mit einer Helligkeit von 7,9 mag im östlichen Teil des Sternbilds Wassermann, etwa 3,5 Grad nordöstlich des 4,2 mag hellen Sterns Phi Aquarii (f Aqr). Am 1. Juni geht er um 02:27 Uhr auf; am Monatsletzten bereits um 00:29 Uhr. Am 13. Juni befindet sich der helle Mars etwa 1,6 Grad südlich von Neptun (siehe Grafik ganz oben).

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