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News: Größeres Kaliber gegen Tumore

Neben den klassischen Methoden der Krebsbekämpfung - Skalpell, Chemotherapie und Röntgenstrahlen - konnte sich in den vergangenen Jahre auch die Bestrahlung mit Protonen-Teilchen etablieren. Jetzt sollen Kohlenstoffionen dem Verfahren zu noch höherer Effizienz bei gleicher Verträglichkeit verhelfen.
Manche Patienten fanden in den letzten Jahren ihren Weg zu einer Therapiestätte der etwa anderen Art: In der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) nahe Darmstadt tummeln sich ansonsten eher Physiker und Techniker und gehen mit großen Teilchenbeschleunigern der Natur von Atomkernen auf den Grund. Inmitten der Werkhallenatmosphäre befindet sich jedoch auch die Behandlungsstation für Krebspatienten.

"Wir konnten mit der Bestrahlung mit Kohlenstoffionen durchweg positive Ergebnisse erzielen. So flammten die Tumore im Bestrahlungsgebiet nicht wieder auf, erneut uftretende Tumore im Randbereich konnten erfolgreich nachbehandelt werden", resümiert Kernphysiker Gerhard Kraft von der GSI. Bei der Bestrahlung mit den im Vergleich zu Strahlungswellenlängen recht grobschlächtigen Atomkernen machen sich die Wissenschaftler den Effekt zu nutze, dass die Partikel dort, wo sie nach dem Abschuss zur Ruhe kommen, den größten Effekt zeigen – nämlich in der Tiefe des Gewebes. Erhebliche Nebenwirkungen an der Oberfläche, wie Haarausfall und Hautrötungen bei Röntgenbestrahlung, bleiben hierbei überdies aus.

Um das gefährliche Zielobjekt genau erkunden und anvisieren zu können, bauten die Forscher eigens einen speziellen 3D-Scanner, der Lage, Form und Größe des Tumors in drei Dimensionen abbildet. Mit Hilfe einer Positronen-Emmissionskamera verfolgen die Mediziner während der Behandlung die Flugbahn ihrer kleinen Geschosse und können so Tumore mit dem Strahl exakt abfahren. Ein Nachteil der Methode: Bislang können nur Hirntumore und Geschwulste nahe dem Rückenmark angegriffen werden, weil der Patient zur Teilchenbestrahlung bis zur Unbeweglichkeit fixiert werden muss. Neue Rechner und Programme sollen bald jedoch Bewegungen der Patienten ermitteln und den Strahl entsprechend nachführen können und dieses Manko beheben.

Allerdings ist die Zahl von insgesamt 57 Patienten in zwei Jahren sehr gering. Der Grund dafür ist, dass der Darmstädter Teilchenbeschleuniger eigentlich für die physikalische Grundlagenforschung konzipiert und für den medizinischen Einsatz überdimensioniert ist. Zwar ging bereits vor fünf Jahren in Hamburg auf Veranlassung des damaligen Bundesforschungsministers Rüttgers ein spezieller Beschleuniger für therapeutische Zwecke in Planung, doch weil die finanziellen Mittel knapp sind, stagniert derzeit die Fortführung des Vorhabens.

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