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News: Hepatitis B - ein alter Weggefährte des Menschen?

Fünf Prozent der Weltbevölkerung sind mit dem Hepatitis B-Virus infiziert, das schwere Leberschäden verursachen kann. Doch offensichtlich ist nicht nur der Mensch von diesem gefährlichen Erreger betroffen: Wissenschaftler haben unter anderem auch bei wilden Schimpansen infizierte Tiere entdeckt. Sie vermuten daher, dass das Virus im Laufe der Evolution womöglich von Affen auf den Menschen übergesprungen ist.
Das Hepatitis B-Virus (HBV) wird durch Körperflüssigkeiten übertragen. Die Krankheit kann zu schweren Leberschädigungen bis hin zu Leberkrebs führen. Weltweit sterben jährlich eine Million Menschen an der Infektion. Allein in Deutschland sind etwa 600 000 Menschen Träger des Erregers – oft, ohne es zu wissen.

Doch offensichtlich tritt das zirkuläre Virus nicht nur beim Menschen auf. Als britische Wissenschaftler in Kamerun drei verwaiste wilde Schimpansen untersuchten, stellten sie bei allen Tieren eine Hepatitis B-Infektion fest. Die Viren-DNA stimmte dabei mit dem Erregerstamm überein, der bei einem Schimpansen des Londoner Zoos nachgewiesen wurde. Nach Ansicht der Forscher deutet dies stark auf natürlicherweise auftretende Epidemien unter Tieren hin. Die 1999 veröffentlichten Hinweise auf natürliche Infektionen von Orang-Utans mit einem Hepatitis-ähnlichen Virus untermauern die neuen Ergebnisse zusätzlich.

Damit stellt sich die Frage nach der Herkunft des Virus neu, denn der Nachweis des Erregers und enger Verwandter in wilden Affen und Menschenaffen in Afrika und Asien widerspricht gängigen Vermutungen. So gingen einige Wissenschaftler bisher davon aus, dass HBV die "Alte Welt" vor gerade einmal 400 Jahren erreicht haben soll, als die Europäer zum ersten Mal Kontakt mit den Eingeborenen Amerikas hatten. Auch die Annahme, dass die ersten "modernen Menschen" das Virus vor über 100 000 Jahren aus Afrika verschleppt haben, ist nun recht unwahrscheinlich.

Die Forscher halten es jetzt dagegen für möglich, dass verschiedene HBV-Stränge und ihre Wirte aus dem Stamm der Primaten vor 10 bis 35 Millionen Jahren eine Koevolution durchliefen. Die verschiedenen Erregerstämme, die beim Menschen auftreten, wären dann das Ergebnis mehrerer Kreuzübertragungen des Virus von Tier auf Mensch und umgekehrt – vergleichbar mit dem HI-Virus (New Scientist vom 9. Mai 2000).

Wie Peter Simmonds von der University of Edinburgh und Mitglied des Teams jedoch zugibt, bleiben immer noch einige entscheidende Fragen offen. So weichen die sechs am häufigsten beim Menschen auftretenden Stämme genetisch nur um maximal elf Prozent voneinander ab. Wenn HBV aber ebenso schnell mutieren kann wie HIV, müssten die genetischen Unterschiede im Hinblick auf die lange Evolutionszeit im Menschen sehr viel größer sein. "Es könnte sein, dass das Virus zunächst sehr schnell mutierte, dass weitere Mutationen ab einem gewissen Punkt aber nicht mehr überlebensfähig waren", erklärt Simmonds.

Bisher wurden die übrigen HBV-Stämme, die Menschen infizieren, bei Affen oder anderen Tieren nicht nachgewiesen. Vielleicht haben Wissenschaftler die Quelle aber auch einfach noch nicht gefunden. "Es könnte sein, dass wir noch nicht gründlich genug gesucht haben", meint Simmonds.

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