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Frühmenschen: Homo sapiens hatte Sex mit einer dritten, noch unbekannten Art

Genanalysen deuten auf regelmäßige intime Kontakte mit einer dritten Frühmenschenart. Diesmal geschah es in Westafrika.
Homo sapiens hatte Sex mit einer unbekannten Frühmenschen-Art

Die Vorfahren des modernen Menschen waren paarungsfreudig. Diesen Eindruck jedenfalls vermitteln sorgfältige Genomanalysen aus Westafrika, laut denen Homo sapiens dort einst intimen Kontakt mit einer weiteren Menschenart hatte. Nach dem Neandertaler in Europa und den Denisovanern in Ozeanien ist die bisher unbekannte Art die dritte, die ihre Spuren in seinem Erbgut hinterließ – zumindest wenn die These stimmt. Wie Arun Durvasula und Sriram Sankararaman von der University of California in Los Angeles nun in »Science Advances« berichten, haben sie ein statistisches Modell genutzt, um ohne Kenntnis der genauen Basenabfolge archaisches Erbgut in Genomen aufzuspüren. Sie kamen zu dem Schluss, dass bisherige Modelle von Migration und Genaustausch das Muster nicht erklären könnten; vielmehr sei die beste Hypothese, dass eine oder mehrere archaische Menschenpopulation ihre genetischen Spuren hinterließen.

Die beiden Wissenschaftler untersuchten insgesamt 405 Menschen von den Völkern Yoruba, Esan und Mende sowie aus Westgambia. Ihren Angaben zufolge ist der Anteil des archaischen Erbguts an den Genomen womöglich ganz erheblich: Die Schätzung reicht von 2 bis 19 Prozent, mit wahrscheinlichsten Werten von um die 10 Prozent. Aus der Analyse schließen sie auch, dass die »Geisterpopulation«, die dort ihre Spuren hinterließ, sich vor mindestens 360 000 Jahren – also noch vor dem Aufkommen des Neandertalers – von der menschlichen Linie abspaltete. Die Vermischung beider Populationen soll demnach in den vergangenen etwa 124 000 Jahren stattgefunden haben. Die Autoren sehen in ihren Daten Hinweise darauf, dass dieser Austausch über einen langen Zeitraum immer wieder stattfand.

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